Anbei der aktuelle Historische Rundbrief:
RUNDBRIEF OKOLNIK 2017-2018
Wir laden herzlich ein zur:
- Jahreshauptversammlung 03. – 04. März 2018 in Northeim und zur
- „Historische Woche“ vom 28. Mai bis zum 2. Juni 2018 in Schlesien!
In der Woche vom 27. August bis 3. September 2017 führte die Historische Kommission für den Kreis Neustadt/OS (HKKNOS) ihre 13. Studienfahrt, unter dem Motto „Schlösser und Gärten im nördlichen Böhmen“, durch. Dieses Jahr besuchten die 23 Teilnehmer der Reise die mit Schlesien benachbarte Grenzregion im nördlichen Tschechien.
Die in Wadersloh, Erfurt und Dresden zugestiegen Reisenden erreichten bereits am späten Nachmittag des ersten Tages Tetschen (Děčín), wo für die nächsten drei Nächte im Hotel „Česká Koruna“ Quartier bezogen wurde. Kurz darauf stieß unser tschechischer Reiseführer Peter Kumpfe zu uns. Da es bis zum Abendessen noch etwas Zeit blieb, führte uns Peter, ein Deutschböhme und bekannter Radiomoderator des MDR, außerplanmäßig zum unweit des Stadtzentrums gelegenen, in den letzten Jahren grundrenovierten Schloss der Familie von Thun.
Tetschen (Děčín)
Am darauffolgenden Montag führte uns die Reise bei schönstem Spätsommerwetter planmäßig nach Leitmeritz (Litoměřice), wo eine Stadtführung stattfand.
Leitmeritz (Litoměřice)
Danach ging es zum Schloss derer von Waldstein nach Dux (Duchcov), wo Ende des 18. Jahrhunderts der berühmte venezianische Frauenheld, Abenteurer und Schriftsteller Giacomo Casanova seine letzten Lebensjahre verbrachte und seine bis heute bekannten Tagebücher niederschrieb.
Dux (Duchcov)
Den Tag beendeten wir mit einer Auffahrt mit dem Sessellift auf den 807 Meter hohen Mückenberg, von wo sich ein faszinierender Blick auf das Umland bot.
Mückentürmchen (Komáří vížka)
Am nächsten Tag führte uns Peter durch „Wallensteins Land“. So stand zunächst auf dem Programm der Besuch des Schlosses Friedland (Frýdlant), nach dem der einstige Generalissimus des 30-jährgen Krieges, Albrecht von Wallenstein (von Waldstein), den Titel eines Herzogs von Friedland führte.
Friedland (Frýdlant)
Nach einer Mittagspause am prächtigen Ring von Reichenberg (Liberec), besichtigten wir ein weiteres Schloss, das sich einst im Besitz von Wallensteins befunden hat.
Reichenberg (Liberec)
Es war das unweit von Deutsch Gabel (Jablonné v Podještědí) gelegene Schloss in Lämberg (Lemberk), das zuletzt der Familie Clam-Gallas gehörte und dessen Räume überfüllt sind mit ursprünglicher Inneneinrichtung aus verschiedenen Epochen der vergangenen vier Jahrhunderte.
Lämberg (Lemberk)
Auf der Rückreise ins Hotel fanden wir noch Zeit für einen Halt an der prächtig ausgestatteten Basilika in Deutsch Gabel, in der die Reliquien der heiligen Zdislava von Lämberg, der Schutzheiligen der Armen und Leidenden in Böhmen, verehrt werden.
Am Mittwoch verließen wir das Hotel in Tetschen und besuchten Schlösser und Burgen im „böhmischen Paradies“. Zunächst ging es nach Sichrow (Sychrov), zum Schloss der einst aus Frankreich nach Böhmen emigrierten Familie de Rohan. Das malerische Schloss mit seinen Elementen aus dem englischen Baustil dient häufig als Kulisse für zahlreiche Filmproduktionen, u.a. auch bei einem James-Bond-Film.
Sichrow (Sychrov)
Danach fuhren wir nach Münchengrätz (Mnichovo Hradiště), wo wir das im Originalzustand phantastisch ausgestattete Schloss besichtigten, das vom 17. bis zum 20. Jahrhundert der Familie von Waldstein gehörte. Unweit des Schlosses befindet sich heute die letzte Ruhestätte des berühmtesten Sprosses der Familie, des bereits genannten Generalissimus Albrecht von Wallenstein/Waldstein.
Münchengrätz (Mnichovo Hradiště)
Nachmittags fuhren wir, gewissermaßen weiterhin auf Wallensteins Spuren, nach Jitschin (Jičín), der Residenzstadt des Herzogtums Friedland.
Jitschin (Jičín)
Am Abend bezogen wir unsere Zimmer im Hotel „U Beránka“ in Nachod (Náchod).
Am letzten Tag des August ging es in den Osten Böhmens, zuerst in eine der schönsten Renaissancestädte Tschechiens, nach Neustadt an der Mettau (Nové Město nad Metují). Nach einer Führung durch das, Anfang des 16. Jahrhunderts gegründete und absolut bezaubernde Städtchen, konnten wir das am Rande des Marktplatzes gelegene und sich bis heute im Besitz der Familie Bartoň von Dobenín befindende Schloss mit seiner ursprünglichen Innenausstattung besichtigen.
Neustadt an der Mettau (Nové Město nad Metují)
Die Mittagspause verbrachten wir im pulsierenden Königgrätz (Hradec Králové), von wo wir nachmittags in die mit dieser Universitätsstadt konkurrierende Bezirkshauptstadt Pardubitz (Pardubice) fuhren. Auch hier besuchten wir das königliche Schloss, welches ein seltenes Beispiel des fließenden Übergangs eines Burgenbaus in eine Schlossanlage darstellt, und wo in drei Rittersälen noch Fragmente früherer Wandmalereien aus der Frührenaissance zu sehen sind.
Pardubitz (Pardubice)
Auf der Rückkehr zum Hotel machten wir noch Halt an verschiedenen Denkmälern des weitläufigen Geländes der Schlacht von Königgrätz, in der im Jahre 1866 preußische Truppen die Armeen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie besiegten, womit sie das einstige deutsche Kaiserhaus der Habsburger aus dem neuem Deutschem Reich der Preußen herausdrängten.
Schlachtfeld von Königgrätz (Hradec Králové)
Wurden wir seit unserer Einreise nach Böhmen jeden Tag vom schönsten Sommerwetter verwöhnt, so schlug dieses in unserer letzten Nacht in Tschechien schlagartig um. Als wir am Freitagmorgen das Schloss in Nachod besuchten, waren Jacken, Regenmäntel und Regenschirme unerlässliche Begleiter. Dennoch waren wir auch hier wieder überwältigt, sowohl von der äußeren Optik als auch über die innere Ausstattung des sich bis zum Endes des Zweiten Weltkrieges im Besitz der Familie Schaumburg-Lippe befindenden Schlosskomplexes.
Nachod (Náchod)
Dann verließen wir Böhmen und begaben uns, die Grafschaft Glatz und das Neißer Bistumsland durchquerend, nach Neustadt in Oberschlesien. In Neustadt/OS fand am Abend im Hotel „Oaza“ die traditionelle Wiedersehensfeier mit unseren Freunden, Vereinsmitgliedern aus Polen, Vorständen befreundeter Institutionen und Vereine und örtlichen Politikern statt. Zwar haben sich die Stadtvertreter von Neustadt/OS wegen eines anderweitigen Termins dieses Mal entschulden müssen, stattdessen kamen starke Abordnungen der Deutschen Freundschaftskreise aus Neustadt/OS, Oberglogau-Hinterdorf und zum ersten Mal auch aus Oberglogau-Weingasse zu unserem Fest. Die Feier wurde bereichert durch musikalische Darbietungen des Chors der Deutschen Minderheit aus Neudorf.
Die Reisegruppe
Am letzten Tag standen mehrere Termine gleichzeitig auf dem Programm. Während die meisten Teilnehmer der Reise vormittags durch Herbert Schindler, der mit Gattin privat nach Neustadt anreiste, durch „seine“ Stadt Neustadt geführt und fachkundig über alle wichtigen Punkte und Gegebenheiten aufgeklärt wurden, begaben sich Ralph Wrobel und Andreas Smarzly nach Oberglogau. Hierhin wurde der Vereinsvorstand von unserem Vereinsfreund, dem oberglogauer Museumsdirektor Aleksander Devosges-Cuber eingeladen. Dieser hielt anlässlich eines Familientreffens von 65 Mitgliedern der Familie von Oppersdorff in Oberglogau, im dortigen Rathaus einen Vortrag über das Mäzenatentum dieser Familie in den vergangenen Jahrhunderten. Wieder zurück in Neustadt/OS führte der Vorstand der HKKNOS, in Anwesenheit interessierter Vereinsmitglieder und Mitreisender, die offizielle Übergabe von Ausstellungsstücken aus der aufgelösten Neustädter Heimatstube in Northeim an das Museum in Neustadt durch.
Im Museum des Neustädter Landes (v.l. Prof. R. Wrobel, A. Smarzly, Dr. W. Dominiak, R. Matulla, S. König, Museumsmitarbeiter, M. Gliese)
Besonders unsere beiden Mitglieder Sebastian König und Maik Gliese haben zu dieser feierlichen Übergabezeremonie beigetragen, indem sie neben zahlreichen Kartons mit verschiedensten Exponaten, vor allem den über 300 kg schweren Grabstein des Pfarrers von Neustadt, Hermann J. Hübner (+1934), aus Northeim nach Neustadt (zurück)transportiert haben. Sowohl der Vereinsvorsitzende Prof. Wrobel als auch der Direktor des Museums in Neustadt Dr. Dominiak zeigten sich in ihren Ansprachen glücklich über die freundschaftliche und partnerschaftliche Zusammenarbeit der HKKNOS und des Museums in Neustadt in den letzten Jahren, welche gemeinsame Projekte und Aktionen wie diese ermöglichten. Diese Veranstaltung wurde von der lokalen Presse und dem Regionalfernsehen verfolgt, welche darüber ausführlich berichteten (siehe Minuten 02.33-04.45:
http://tvprudnik.pl/35-tabs/tabs-aktualnosci/1081-wydarzenia-pogranicza-35.html).
Am Samstagnachmittag begab sich die Reisegruppe nach Oberglogau, wo Ralph Wrobel eine Führung durch die historisch unglaublich interessante Stadt machte. Danach begaben wir uns zu unserem letzten Programmpunkt während dieser Studienfahrt, nämlich zum 25. Beethovenfestival in Oberglogau, zu dem wir ebenfalls von unserem Vereinsfreund und Veranstalter dieses traditionsreichen Festivals, Aleksander Devosges-Cuber, eingeladen worden waren. Im neurenoviertem großen Saal des Kulturhauses von Oberglogau wurden wir über zwei Stunden lang vom bekannten Kammerorchester „Leopoldinum“ aus Breslau mit Serenaden und Pianokonzerten von Mozart, Karłowicz und Dvořak verzückt.
Am Sonntag früh verließen wir Neustadt und unser Fahrer Rolf von „Osburg-Reisen“ brachte uns alle mit seinem modernen Reisebus zuverlässig und pünktlich wieder zurück nach Hause.
Andreas M. Smarzly
Fotos: Ralph Wrobel
Anbei der aktuelle Historische Rundbrief: Ausgabe 2017_2
Wir laden herzlich ein zur 13. Studienfahrt „Schlösser und Gärten im nördlichen Böhmen“ von 27.08. bis. 03.09.2017!
Inklusive Teilnahme am 25. Beethoven-Festival
in Oberglogau, Kreis Neustadt/OS
27.08. – 3.09.2017
Programmentwurf (Stand 20. März 2017)
zum Herunterladen als PDF: 2017 – Programmentwurf – März 17
Sonntag, 27.08.2017 – Anreise nach Böhmen
Anreise mit dem Bus von Wadersloh (6:00) über Kassel – Bhf. Wilhelmshöhe (7:45), Erfurt Hbf. (10:45) und Dresden (14:30) nach Tetschen (Děčín), unterwegs Kaffeepause mit Besichtigung der Burgruine Schreckenstein (Hrad Střekov) bei Aussig (Ústí nad Labem), dann Zimmerbezug im Hotel Česká Koruna, kleiner Rundgang zum Rosengarten und Schloss, gemeinsames Abendessen im Hotel.
Montag, 28.08.2017 – An der Elbe durch Böhmen
Ausflug nach Leitmeritz (Litoměřice), Stadtführung und Mittagspause, danach Ausflug zum Casanova-Schloss in Dux (Duchcov), Besichtigung des Schlossmuseums, weiter mit dem Sessellift zum Mückentürmchen (Komáří vížka), dort Kaffeepause mit Rundblick, Rückfahrt nach Tetschen (Děčín), gem. Abendessen im Hotel.
Dienstag, 29.08.2017 – Durch Wallensteins Land
Ausflug zum Schloss Friedland (Frýdlant), Schlossbesichtigung, Weiterfahrt nach Reichenberg (Liberec), dort Mittagspause, anschl. weiter zum Schloss Lämberg (Lemberk), Schlossbesichtigung, Rückfahrt nach Tetschen (Děčín), gem. Abendessen im Hotel.
Einladung zur 13. Studienfahrt: Schlösser und Gärten im nördlichen Böhmen weiterlesen
Anbei der aktuelle Historische Rundbrief: Historischer Rundbrief 2017/1
Wir laden herzlich ein zur:
In der Woche vom 22. bis 28. Mai 2016 führte die HKKNOS in Oberschlesien Forschungsarbeiten in Archiven und mehrere Veranstaltungen durch. Am Sonntagabend, dem 22.05.16, trafen mehrere Mitglieder der HKKNOS (Peter Ernst, Maik Gliese, Sebastian König, Monika Rose, Wolfgang Schiller, Andreas Smarzly, Manfred Weiss und Prof. Ralph Wrobel) im Hotel Piast in Oppeln ein. Zusammen mit den, außerhalb von Oppeln übernachtenden, Günter Hauptstock mit Gattin und Robert Hellfeier mit Gattin, forschten alle Mitglieder der HKKNOS von Montag bis Mittwoch im Staatsarchiv Oppeln. Dabei konnten dank des zuvorkommenden Entgegenkommens der Leitung und der Mitarbeiter/innen des Staatsarchives, sowie des enormen Arbeitseinsatzes der Angereisten, vor allem die u.g. Bestände untersucht und zum großen Teil kopiert/fotografiert werden: Fürstentum Oppeln-Ratibor, Evg. Pfarrei Neustadt, Kath. Pfarrei Steubendorf, Regierung Oppeln, Amtsgericht Oberglogau, Amtsgericht Ziegenhals, AmtsgerichtCosel, Amtsgericht Krappitz, Amtsgericht Ottmachau, Amtsgericht Gnadenfeld, Amtsgericht Neustadt, Landratsamt Neustadt, Katasteramt Krappitz, Katasteramt Neustadt, Standesamt Oberglogau, Standesamt Gläsen, Standesamt Königsdorf, Standesamt Pommerswitz, Standesamt Neustadt, Standesamt Deutsch Rasselwitz, Standesamt Stiebendorf und Standesamt Steubendorf.
An beiden Standorten des Archives, im Stadtzentrum und in der
Außenstelle in Groschowitz, konnten so mehrere Dutzend Meter Akten durchgesehen und mehrere Terrabyte Kopien angefertigt werden, die nun ihrer genauen Auswertung und Untersuchung entgegen sehen.
Während die o.g. Mitglieder die Forschungsarbeit im Archiv durchführten, haben die ebenfalls angereisten Mitglieder Rosemarie und Werner Matulla, sowie Herbert und Renate Schindler u.a. dem DFK in Neustadt/OS bei ihrem wöchentlichen Treffen am Montag, 23.05.16 einen Freundschaftsbesuch abgestattet. Bei Kaffee und Kuchen haben sie sich mit den anwesenden Mitgliedern des örtlichen DFK über ihre Belange unterhalten können, insbesondere stand wieder im Mittelpunkt der anstehende Eichendorff-Wettbewerb, der wieder unter der Leitung von Frau Friedel Dams-Mokrska stattfinden wird. Mit dem Museumsdirektor Dr. Dominiak führten Herbert Schindler, sowie Werner und Rosemarie Matulla ein Interview, in dem Herr Dr. Dominiak die einstigen Neustädter über ihre Erlebnisse am Ende des Krieges bzw. die Getto-Zeit und die Zeit danach befragte. Er hat ein Buch über diese Zeit in Planung und braucht dafür insbesondere auch Informationen von Zeitzeugen.
Am Dienstag, den 24. Mai, besuchten mehrere Mitglieder das Seminar „Wirtschafts- und Sozialgeschichte Oberschlesiens: aktuelle Forschungsergebnisse“ an der Universität Oppeln. An diesem Seminar, welches unser Vereinsvorsitzender gemeinsam mit der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät an der Universität Oppeln als Vertreter der Westsächsischen Hochschule in Zwickau organisierte, hielt Prof. Ralph Wrobel auch einen Vortrag zum Thema: „Ländliche Unterschichten im Oberschlesien des 18. Jahrhundert: Das Beispiel Leschnig, Kreis Neustadt/OS“. Insgesamt wurden sechs Vorträge, von deutschen und polnischen Forschern gehalten. Weitere gemeinsame Projekte sind hier für 2017 geplant.
Nach Abschluss der Forschungsarbeiten in Oppeln, begaben sich am Mittwoch, dem 25. Mai, alle in Schlesien verweilenden Mitglieder der HKKNOS nach Oberglogau, wo unser Vereinsfreund und Direktor des Städtischen Museums in Oberglogau, Alexander Devosges-Cuber, gemeinsam mit dem zweiten Vorsitzenden der HKKNOS, Andreas Smarzly, eine Veranstaltung organsierte, an welcher der eben erst frisch gedruckte 9. Band der Landeskundlichen Schriftenreihe der HKKNOS mit dem Titel „Der Altkreis Oberglogau im Karolinischen Steuerkataster von 1722/26“, der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die Buchvorstellung in den originell renovierten Räumen des uralten Stockhausturmes von Oberglogau, in denen sich neben den angereisten- und vor Ort wohnenden Mitgliedern der HKKNOS auch zahlreiche Interessierte aus nah und fern einfanden, leitete Günter Hauptstock mit dem Vortrag „Oberglogauer Juden während der nationalsozialistischen Zeit“ ein. Es handelte sich hier um die Vorstellung einer bisher kaum erforschten Thematik, die der Vortragende in einem ausführlich recherchierten Aufsatz in seinem kürzlich erschienenen Buch „Beiträge zur Geschichte der Stadt Oberglogau IV“ erstmals präsentierte.
Diesem Vortrag folgte zunächst die Vorstellung der Historischen Kommission durch deren ersten Vorsitzenden. Prof. Dr. Ralph Wrobel präsentierte dabei den Teilnehmern der Veranstaltung die über 30-jährige Geschichte der HKKNOS, deren Leistungen, Erfolge, Errungenschaften, die aktuellen Projekte, sowie künftigen Ziele und Vorhaben. Er rief alle an der Geschichte dieser Region Interessierten zur Zusammenarbeit mit der Historischen Kommission auf. Daraufhin kam er zum eigentlichen Punkt der Veranstaltung und stellte zunächst die Entstehung der durch Kaiser Karl VI. befohlenen Erstellung des sog. „Karolinischen Katasters“ vor. Er beleuchtete den Inhalt des Katasters und hob hervor, dass dieses eine einzigartige Primärquelle für die Wirtschafts-, Sozial- und Familiengeschichte Schlesiens in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg darstellt. Die Besonderheit dieser Quelle ist auch die Hauptursache dafür gewesen, dass zehn Mitglieder der HKKNOS über zwölf Jahre lang beharrlich und entschlossen an der Entzifferung, der Erstellung von geschichtlichen Einführungen und Ortsübersichten, den Verzeichnissen und einem präzisen Fußnotenapparat, arbeiteten. Das 605 Seiten starke Ergebnis eines gewaltigen Zeit- und Arbeitsaufwandes präsentierte Prof. Wrobel daher auch mit einigem Stolz vor dem versammelten Publikum. Dieses Buch kann ab sofort beim Vorstand der HKKNOS zum Preis von 10 € oder 40 PLN (plus Versandkosten) bestellt werden.
Weitere Fotos zur Buchpräsentation in Oberglogau siehe hier.
Die Veranstaltungswoche der HKKNOS in Oberschlesien krönte der „Historische Nachmittag“ am Donnerstag, den 26. Mai 2016, in Körnitz, den der zweite Vorsitzende Andreas Smarzly mit einer Schar engagierter Helfer im Namen der Historischen Kommission organisierte und durchführte.
Nach der Begrüßung der Veranstalter und aller Gäste in Körnitz durch den Ortsvorsteher Tomala, eröffneten Andreas Smarzly und Andrea Marx in der geräumigen Sporthalle der Körnitzer Schule, in der sich weit über zweihundert Gäste und alle angereisten Mitglieder der Historischen Kommission eingefunden hatten, zunächst ihre gemeinsame Fotoausstellung „Körnitz und die Körnitzer in alter Fotografie“. Die Ausstellung umfasst ca. dreihundert Fotos und Ansichtskarten von Körnitz aus der Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts bis in die 1970er Jahre und gliedert sich in die Themen: Trachten, Familien, Kinder, Kirche & Religion, Messdiener, Hochzeiten, Erste Hl. Kommunion, Kirchenchor, Orchester, Landwirtschaft, Militär, Schule, Lehrkörper, Schulklassen, Schulausflüge, Kindergarten, Freizeit/Feierabend, Fußball und Motorisierung. Ein überwältigendes Interesse der Gäste an der Fotoausstellung überzeugte die Ausstellungsveranstalter, die ursprünglich als zeitlich befristet geplante Ausstellung nun zunächst ein mal für unbefristete Zeit in den Räumen des DFK in Körnitz den Interessierten weiterhin zu präsentieren. Zahlreiche Körnitzer fühlten sich noch während des „Historischen Nachmittages“ inspiriert, mit ihren privaten alten Familienfotos die Ausstellung zu bereichern und diese für ein künftig geplantes Buch mit historischen Fotografien von Körnitz zur Verfügung zu stellen.
In seiner Eröffnungsrede bedankte sich Andreas Smarzly an erster Stelle bei seiner Vereinskollegin Andrea Marx, aber auch bei der gesamten Historischen Kommission, dem Deutschen Freundschaftskreis Körnitz mit seinem Vorsitzenden Georg Rybczyk an der Spitze und dem Schulleiter der Körnitzer Schule, Herrn Ryszard Reszczyński, für die enorme Unterstützung, die alle bei der Organisation der Veranstaltung geleistet hatten. Ebenso dankte er auch den zahlreichen Sponsoren, die u.a. für die kostenlose Bewirtung der anwesenden Gäste mit schlesischem Streuselkuchen, Kaffee und Getränken gesorgt hatten.
Daraufhin stellte Prof. Wrobel, wie bereits tags zuvor in Oberglogau, den Anwesenden die Historische Kommission vor und präsentierte dem Publikum das neue Gemeinschaftswerk „Der Altkreis Oberglogau im Karolinischen Steuerkataster von 1722/26“. Im Anschluss an die Buchvorstellung nutzten die Gäste rege die Möglichkeit zum Erwerb des neuen Buches.
Andreas Smarzly informierte danach die Anwesenden über den aktuellen Stand an den Arbeiten einer Chronik des Dorfes Körnitz. Er stellte dabei den Interessierten die existierenden Quellen vor, die für die Beleuchtung der Vergangenheit dieses Dorfes unabdingbar sind, und die er bereits erforscht hat. Gleichzeitig zeigte er auch auf, welche Dokumente noch erforscht werden müssen und welche geschichtliche Epochen aufgrund fehlender Quellen wohl niemals restlos beleuchtet werden können. Eindringlich bat der Sprecher die Körnitzerinnen und Körnitzer um Hilfe bei der Erforschung der Geschichte ihres Heimatortes. Insbesondere ersuchte er alle anwesenden Einwohner, alte Fotos, Dokumente, historische Zeugnisse, Erzählungen oder Erinnerungen mit ihm zu teilen, damit er mit diesen die Dorfchronik weiter bereichern kann.
Als nächste Referentin trat unsere Vereinskollegin, die gebürtige Körnitzerin, Anna Myszyńska mit ihrem Vortrag „Meine doppelte Identität“ auf. Die durch ihre, in der oberschlesischen Mundart geschriebenen Bücher, in Oberschlesien dem breiten Publikum bekannte Schriftstellerin stellte den Anwesenden ihr von deutscher und polnischer Kultur beeinflusstes Leben und ihre bisherige literarische Arbeit vor.
Den letzten Vortrag des Tages hielt der Schulleiter der Körnitzer Grundschule, Herr Ryszard Reszczyński. Er präsentierte dabei die Ergebnisse seiner bisherigen Forschungen über den ehemaligen Pfarrer von Körnitz, Anton Sarnes, und dessen Tätigkeit als Herausgeber der polnisch sprachigen katholischen Zeitschrift „Monika“. So überraschte der Referent die Zuhörer u.a. mit seiner Ablehnung der bisherigen Feststellungen polnischer Historiker, Pfarrer Sarnes sei ein Vorkämpfer des Polentums in Oberschlesien gewesen, als er Zeugnisse präsentierte, die die unerschütterliche Treue des Kirchenmannes zu Deutschland und zum deutschen Kaiserhaus unterstrichen. Mit der Vorstellung der Tätigkeit und des Lebenslaufes des Geistlichen vervollständigte Reszczyński wesentlich den bisherigen Forschungsstand über die Körnitzer Pfarrei und die hier tätigen Geistlichen im ausgehenden 19. Jahrhundert.
Zur Auflockerung der Atmosphäre trat zwischen den Vorträgen die Gesangsgruppe des Deutschen Freundschaftskreises in Körnitz auf. Mit Volksliedern in deutscher, polnischer und oberschlesischer Sprache verbreiteten die Damen um den auf einer Harmonika musizierenden Heinrich Kamrad unter den Gästen sehr viel gute Laune.
Nicht nur unter den Bewohner von Körnitz und der Umgebung fand der „Historische Nachmittag“ großes Interesse, auch die lokale Presse („Tygodnik Krapkowicki“, „Nowiny Krapkowickie“, „Tygodnik Prudnicki“), die ihre Reporter zu der durchweg zweisprachig durchgeführten Veranstaltung entsandte, berichtete über diese im Nachhinein sehr positiv und teilweise auch sehr ausführlich:
Nowiny Krapkowickie 31.05.2016
Nowiny Krapkowickie 31.05.2016b
Aus der Sicht des vollzählig an der Veranstaltungswoche teilnehmenden Vorstandes der Historischen Kommission und der mitgereisten sowie ortsansässigen Mitglieder war diese Tour ein vollständiger Erfolg. Die Unmengen an neuen Dokumenten, Materialien und Daten aus dem Staatsarchiv werden wieder einen weiteren Grundstock für zahlreiche neue Forschungen und Publikationen der Mitglieder oder im Rahmen der landeskundlichen Schriftenreihe bilden. Die zahlreich besuchten Veranstaltungen an der Universität in Oppeln, in Oberglogau und in Körnitz hingegen machten unseren Verein in Schlesien noch bekannter, erregten großes Interesse an unserer Arbeit (insbesondere an unserer neuesten Publikation „Der Altkreis Oberglogau im Karolinischen Steuerkataster von 1722/26“) und verschafften uns zugleich viele neue interessante Kontakte, Freunde und sogar einige neue Mitglieder.
Andreas Smarzly
Der Altkreis Oberglogau im Karolinischen Steuerkataster von 1722/26
Mit dem nun schon 9. Band ihrer Landeskundlichen Schriftenreihe legt die Historische Kommission nun die Ergebnisse einer über 12 Jahre andauernden Forschungs- und Entzifferungsarbeit vor: die steuerlichen Aufzeichnungen über den gesamten bäuerlichen Besitz in den Dörfern des alten Kreises Oberglogau von Psychod im Norden bis Schönau im Süden, von Olbersdorf im Westen bis Walzen im Osten. Das Steuerkataster, dessen Originalbände im Staatsarchiv Breslau vorliegen, wurde von Kaiser Karl VI. in Auftrag gegeben und in den Jahren 1722 bis 1726 von lokalen Kommissionen aufgezeichnet. Es enthält für alle Bauern und Gärtner den Vieh- und Landbesitz in detaillierter Beschreibung, Informationen über die örtlichen Mühlen und Wälder, den Bier- und Schnapsausschank u.v.m. Damit bietet das Buch für den interessierten Leser eine Vielzahl von Informationen – entweder zur eigenen Familiengeschichte oder zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der gesamten Region.
Das Buch ist zweisprachig gestaltet, d.h. es besteht aus einer deutschen und einer polnischen historischen Einführung, dem deutschen Originaltext des Katasters in komprimierter Form sowie einer Ortsnamenkonkordanz. Hinzu kommt ein Verzeichnis der Nachnamen, welches das Auffinden einzelner Familien im Buch stark erleichtert.
Das Buch kann zum Preis von 10,00 Euro plus Porto und Verpackung bestellt werden beim Vorstand: ralph.wrobel@hkknos.de oder andreas.smarzly@hkknos.de
Link (deutschsprachig):
Schlesische Steuerkataster des frühen 18. Jahrhunderts entdeckt!