LANDKREIS NEUSTADT AUS DER SICHT DES JAHRES 1890
Quelle: Karl Schinke, Geschichte des Kreises Neustadt Ob.-Schl., Verlag Franz Heinisch, Neustadt OS, 1890
Der eigentliche Kreis Neustadt gehörte ursprünglich zum Fürstentum Falkenberg und Oppeln und bildete die Grenze gegen das damalige Mähren. Bei der Landeteilung vom Jahre 1318 gelangte er an die Herzöge von Falkenberg, fiel aber bei deren Ausgange 1383 an die Herzöge von Oppeln zurück.
Unter der österreichischen Regierung bestanden die Kreise Neustadt, Oberglogau und Zülz, welche 1741 zu einem Kreise, mit dem Hauptorte Neustadt vereinigt wurden. Bei der Neuorganisation der Kreise wurden Kasimir, Gläsen, Schönau, Berndau, Thomnitz und Steubendorf an den Leobschützer Kreis, sowie Oberwitz und Roswadze an den Groß-Strehlitzer Kreis abgetragen, während das bis dahin zum Oppelner Kreis gehörende Dorf Dobersdorf nebst Malkowitz an den Neustädter Kreis kam.
Das ehemalige Fürstentum Oppeln bestand aus folgenden Städten: Oppeln, Gleiwitz, Neustadt (Immediatstädte) und die 15 Mediatstädte; Krappitz, Groß-Strehlitz, Zülz, Leschnitz, Rosenbarg, Landsberg, Lublinitz, Guttentag, Tost, Peiskretscham, Kieferstädtel, Kosel, Oberglogau, Falkenberg und Schurgast, sowie den 6 Marktflecken Proskau, Pilchowitz, Schlawentzütz, Klein-Strehlitz, Steinau und Friedland.
Früher wurde die Orte in 12 Kreise eingeteilt, die nach der preußischen Besitznahme in die heutige (Stand 1890) Verfassung geteilt wurden. An Stelle der Landesältesten traten 1741 die besoldeten Landräte, worauf die Landesältesten von Oberglogau und Zülz abgeschafft und dafür das Landratsamt hergestellt wurde. Der Neustädter Kreis hatte damals einen Flächenraum von 14,56 Quadratmeilen mit 45.369 Einwohnern. (…)
Nach der Volkszählung vom Jahre 1861 hatte der Kreis Neustadt 80.101 Einwohner, worunter 73.073 katholische, 6.304 evangelische, 723 jüdisch und 1 Dissident. Der Sprache gehörten 47.764 der polnischen, 32.316 der deutschen, 15 der mährischen und 6 der böhmischen Mundart an. Von dieser Einwohnerschaft waren 38.494 männlich und 41.607 weiblichen Geschlechts. (…)
Die Kreiseinwohnerschaft teilt sich (1890) in zwei Nationalitäten, nämlich des deutschen und des polnischen Ursprungs, ebenso in zwei verschiedene Sprachen. Die deutsche Sprache ist die überwiegend beherrschende und wird in 3/5 des Kreises zur Verständigu8ng gebraucht. Die Grenzen der polnischen Sprache bilden die Ortschaften Schmitsch, Groß-Pramsen, Olbersdorf, Probnitz und in Dirschelwitz. Trotzdem wird jedoch in sämtlichen Ortschaften deutsch gesprochen. Die deutsche Sprache findet sich in Neustadt und Steinau und den umliegenden Ortschaften einheimisch.
Der Kreis hat (1890) ein Bewohnerzahl von 95.456 Seelen. Nach der Religion bekennen sich 89.392 zu Katholizismus, 7.528 zum evangelischen Glauben, 477 zu Judentume und 59 Dissidenten. (…)