Nach dem Zweiten Weltkrieg

LANDKREIS NEUSTADT NACH DEM ZWEITEN WELTKRIEG

von Andreas Smarzly

Nach der Eroberung des Kreises Neustadt durch die Sowjetische Rotarmee Ende März 1945 und Übergabe der Verwaltung an polnische Behörden wurde ein großer Teil der Bevölkerung, vor allem aus dem Westteil des Kreises vertrieben und die freigewordenen Ortschaften wurden mit polnischen Bürgern besiedelt. Der Ostteil des Kreises wurde größtenteils von der Vertreibung verschont, die einheimische Bevölkerung konnte hier verbleiben.

Der Kreis Neustadt (Powiat Prudnik) existierte in seinen Grenzen von vor 1945 bis zur großen Gebietsreform im Jahre 1975, als in Polen die Kreise abgeschafft und die Wojewodschaften geschaffen wurden. Erst nach einer neuen Gebietsreform vom 01.01.1999 wurde der Kreis Neustadt erneut geschaffen. Dabei wurden jedoch mehrere Ortschaften im östlichen Teil des Kreises, zusammengefasst in die drei Verbandsgemeinden Krappitz (Neuhof, Körnitz, Stiebendorf, Borek, Pietna, Steblau), Klein Strehlitz (Klein Strehlitz, Pechhütte, Sedschütz, Schiegau, Pl. Rasselwitz, Moschen, Zellin, Kujau, Dobrau, Lobkowitz, Komornik, Schreibersdorf, Lorenzdorf) und Walzen (Walzen, Broschütz, Grocholub, Kramelau, Schwärze, Zabierzau, Rosnochau und Dobersdorf), dem neugeschaffenen Kreis Krappitz zugeschlagen.

Der neue Kreis Neustadt hat nun eine Größe von 571 km² und besteht aus den vier Verbandsgemeinden: Neustadt (33.600 Einw.), Leuber (4.700 Einw.), Zülz (12.515 Einw.) und Oberglogau (15.800 Einw.). Es leben hier 66.615 Einwohner (Stand 2003).

In den ersten freien Kommunalwahlen am 11.10.1998 wählten die Bewohner des Kreises Neustadt für den 30-Köpfigen Kreistag 9 Abgeordnete aus der Deutschen Minderheit. Die Vertreter der beiden im Kreis zweitstärksten polnischen Volksparteien AWS und SLD stellten lediglich jeweils 6 Abgeordnete, womit die Deutsche Minderheit mit rund 30 % zur stärksten politischen Kraft im neugeschaffenen Kreis wurde. Im, vor allem aus den Ostgebieten des ehemaligen Kreises Neustadt neuentstandenem Kreis Krappitz errang die Deutsche Minderheit mit 60 % der Wählerstimmen gar die absolute Mehrheit.

Bei der Abstimmung über den Beitritt Polens zur Europäischen Union vom 4.06.2003, stimmten von den 47.466 wahlberechtigten Bewohnern des Kreises Neustadt, bei einer Wahlbeteiligung von 54,58% (25.903 abgegebene Stimmen), 20.912 (81 %) Personen für einen Beitritt Polens zur EU, 4779 (19 %) sprachen sich dagegen aus. In den früher größtenteils zum Kreis Neustadt gehörenden Verbandsgemeinden Krappitz (90%), Klein Strehlitz (83%) und Walzen (81 %) stimmten 85% der Bewohner für den Beitritte Polens zur Europäischen Union.