Veranstaltungswoche der HKKNOS im Mai 2016 in Oberschlesien

In der Woche vom 22. bis 28. Mai 2016 führte die HKKNOS in Oberschlesien Forschungsarbeiten in Archiven und mehrere Veranstaltungen durch. Am Sonntagabend, dem 22.05.16, trafen mehrere Mitglieder der HKKNOS (Peter Ernst, Maik Gliese, Sebastian König, Monika Rose, Wolfgang Schiller, Andreas Smarzly, Manfred Weiss und Prof. Ralph Wrobel) im Hotel Piast in Oppeln ein. Zusammen mit den, außerhalb von Oppeln übernachtenden, Günter Hauptstock mit Gattin und Robert Hellfeier mit Gattin, forschten alle Mitglieder der HKKNOS von Montag bis Mittwoch im Staatsarchiv Oppeln. Dabei konnten dank des zuvorkommenden Entgegenkommens der Leitung und der Mitarbeiter/innen des Staatsarchives, sowie des enormen Arbeitseinsatzes der Angereisten, vor allem die u.g. Bestände untersucht und zum großen Teil kopiert/fotografiert werden: Fürstentum Oppeln-Ratibor, Evg. Pfarrei Neustadt, Kath. Pfarrei Steubendorf, Regierung Oppeln, Amtsgericht Oberglogau, Amtsgericht Ziegenhals, AmtsgerichtCosel, Amtsgericht Krappitz, Amtsgericht Ottmachau, Amtsgericht Gnadenfeld, Amtsgericht Neustadt, Landratsamt Neustadt, Katasteramt Krappitz, Katasteramt Neustadt, Standesamt Oberglogau, Standesamt Gläsen, Standesamt Königsdorf, Standesamt Pommerswitz, Standesamt Neustadt, Standesamt Deutsch Rasselwitz, Standesamt Stiebendorf und Standesamt Steubendorf.

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Im StaA Oppeln

An beiden Standorten des Archives, im Stadtzentrum und in der
Außenstelle in Groschowitz, konnten so mehrere Dutzend Meter Akten durchgesehen und mehrere Terrabyte Kopien angefertigt werden, die nun ihrer genauen Auswertung und Untersuchung entgegen sehen.

Während die o.g. Mitglieder die Forschungsarbeit im Archiv durchführten, haben die ebenfalls angereisten Mitglieder Rosemarie und Werner Matulla, sowie Herbert und Renate Schindler u.a. dem DFK in Neustadt/OS bei ihrem wöchentlichen Treffen am Montag, 23.05.16 einen Freundschaftsbesuch abgestattet. Bei Kaffee und Kuchen haben sie sich mit den anwesenden Mitgliedern des örtlichen DFK über ihre Belange unterhalten können, insbesondere stand wieder im Mittelpunkt der anstehende Eichendorff-Wettbewerb, der wieder unter der Leitung von Frau Friedel Dams-Mokrska stattfinden wird. Mit dem Museumsdirektor Dr. Dominiak führten Herbert Schindler, sowie Werner und Rosemarie Matulla ein Interview, in dem Herr Dr. Dominiak die einstigen Neustädter über ihre Erlebnisse am Ende des Krieges bzw. die Getto-Zeit und die Zeit danach befragte. Er hat ein Buch über diese Zeit in Planung und braucht dafür insbesondere auch Informationen von Zeitzeugen.

Am Dienstag, den 24. Mai, besuchten mehrere Mitglieder das Seminar „Wirtschafts- und Sozialgeschichte Oberschlesiens: aktuelle Forschungsergebnisse“ an der Universität Oppeln. Mai 2016 (4)Mai 2016 (5)An diesem Seminar, welches unser Vereinsvorsitzender gemeinsam mit der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät an der Universität Oppeln als Vertreter der Westsächsischen Hochschule in Zwickau organisierte, hielt Prof. Ralph Wrobel auch einen Vortrag zum Thema: „Ländliche Unterschichten im Oberschlesien des 18. Jahrhundert: Das Beispiel Leschnig, Kreis Neustadt/OS“. Insgesamt wurden sechs Vorträge, von deutschen und polnischen Forschern gehalten. Weitere gemeinsame Projekte sind hier für 2017 geplant.

Nach Abschluss der Forschungsarbeiten in Oppeln, begaben sich am Mittwoch, dem 25. Mai, alle in Schlesien verweilenden Mitglieder der HKKNOS nach Oberglogau, wo unser Vereinsfreund und Direktor des Städtischen Museums in Oberglogau, Alexander Devosges-Cuber, gemeinsam mit dem zweiten Vorsitzenden der HKKNOS, Andreas Smarzly, eine Veranstaltung organsierte, an welcher der eben erst frisch gedruckte 9. Band der Landeskundlichen Schriftenreihe der HKKNOS mit dem Titel „Der Altkreis Oberglogau im Karolinischen Steuerkataster von 1722/26“, der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die Buchvorstellung in den originell renovierten Räumen des uralten Stockhausturmes von Oberglogau, in denen sich neben den angereisten- und vor Ort wohnenden Mitgliedern der HKKNOS auch zahlreiche Interessierte aus nah und fern einfanden, leitete Günter Hauptstock mit dem Vortrag „Oberglogauer Juden während der nationalsozialistischen Zeit“ ein. Es handelte sich hier um die Vorstellung einer bisher kaum erforschten Thematik, die der Vortragende in einem ausführlich recherchierten Aufsatz in seinem kürzlich erschienenen Buch „Beiträge zur Geschichte der Stadt Oberglogau IV“ erstmals präsentierte.

Diesem Vortrag folgte zunächst die Vorstellung der Historischen Kommission durch deren ersten Vorsitzenden. Prof. Dr. Ralph Wrobel präsentierte dabei den Teilnehmern der Veranstaltung die über 30-jährige Geschichte der HKKNOS, deren Leistungen, Erfolge, Errungenschaften, die aktuellen Projekte, sowie künftigen Ziele und Vorhaben. Er rief alle an der Geschichte dieser Region Interessierten zur Zusammenarbeit mit der Historischen Kommission auf. Daraufhin kam er zum eigentlichen Punkt der Veranstaltung und stellte zunächst die Entstehung der durch Kaiser Karl VI. befohlenen Erstellung des sog. „Karolinischen Katasters“ vor. Er beleuchtete den Inhalt des Katasters und hob hervor, dass dieses eine einzigartige Primärquelle für die Wirtschafts-, Sozial- und Familiengeschichte Schlesiens in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg darstellt. Die Besonderheit dieser Quelle ist auch die Hauptursache dafür gewesen, dass zehn Mitglieder der HKKNOS über zwölf Jahre lang beharrlich und entschlossen an der Entzifferung, der Erstellung von geschichtlichen Einführungen und Ortsübersichten, den Verzeichnissen und einem präzisen Fußnotenapparat, arbeiteten. Das 605 Seiten starke Ergebnis eines gewaltigen Zeit- und Arbeitsaufwandes präsentierte Prof. Wrobel daher auch mit einigem Stolz vor dem versammelten Publikum. Dieses Buch kann ab sofort beim Vorstand der HKKNOS zum Preis von 10 € oder 40 PLN (plus Versandkosten) bestellt werden.

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Mai 2016 (7)Weitere Fotos zur Buchpräsentation in Oberglogau siehe hier.

Die Veranstaltungswoche der HKKNOS in Oberschlesien krönte der „Historische Nachmittag“ am Donnerstag, den 26. Mai 2016, in Körnitz, den der zweite Vorsitzende Andreas Smarzly mit einer Schar engagierter Helfer im Namen der Historischen Kommission organisierte und durchführte.
Nach der Begrüßung der Veranstalter und aller Gäste in Körnitz durch den Ortsvorsteher Tomala, eröffneten Andreas Smarzly und Andrea Marx in der geräumigen Sporthalle der Körnitzer Schule, in der sich weit über zweihundert Gäste und alle angereisten Mitglieder der Historischen Kommission eingefunden hatten, zunächst ihre gemeinsame Fotoausstellung „Körnitz und die Körnitzer in alter Fotografie“. Die Ausstellung umfasst ca. dreihundert Fotos und Ansichtskarten von Körnitz aus der Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts bis in die 1970er Jahre und gliedert sich in die Themen: Trachten, Familien, Kinder, Kirche & Religion, Messdiener, Hochzeiten, Erste Hl. Kommunion, Kirchenchor, Orchester, Landwirtschaft, Militär, Schule, Lehrkörper, Schulklassen, Schulausflüge, Kindergarten, Freizeit/Feierabend, Fußball und Motorisierung. Ein überwältigendes Interesse der Gäste an der Fotoausstellung überzeugte die Ausstellungsveranstalter, die ursprünglich als zeitlich befristet geplante Ausstellung nun zunächst ein mal für unbefristete Zeit in den Räumen des DFK in Körnitz den Interessierten weiterhin zu präsentieren. Zahlreiche Körnitzer fühlten sich noch während des „Historischen Nachmittages“ inspiriert, mit ihren privaten alten Familienfotos die Ausstellung zu bereichern und diese für ein künftig geplantes Buch mit historischen Fotografien von Körnitz zur Verfügung zu stellen.
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In seiner Eröffnungsrede bedankte sich Andreas Smarzly an erster Stelle bei seiner Vereinskollegin Andrea Marx, aber auch bei der gesamten Historischen Kommission, dem Deutschen Freundschaftskreis Körnitz mit seinem Vorsitzenden Georg Rybczyk an der Spitze und dem Schulleiter der Körnitzer Schule, Herrn Ryszard Reszczyński, für die enorme Unterstützung, die alle bei der Organisation der Veranstaltung geleistet hatten. Ebenso dankte er auch den zahlreichen Sponsoren, die u.a. für die kostenlose Bewirtung der anwesenden Gäste mit schlesischem Streuselkuchen, Kaffee und Getränken gesorgt hatten.

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Daraufhin stellte Prof. Wrobel, wie bereits tags zuvor in Oberglogau, den Anwesenden die Historische Kommission vor und präsentierte dem Publikum das neue Gemeinschaftswerk „Der Altkreis Oberglogau im Karolinischen Steuerkataster von 1722/26“. Im Anschluss an die Buchvorstellung nutzten die Gäste rege die Möglichkeit zum Erwerb des neuen Buches.Mai 2016 (9)
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Andreas Smarzly informierte danach die Anwesenden über den aktuellen Stand an den Arbeiten einer Chronik des Dorfes Körnitz. Er stellte dabei den Interessierten die existierenden Quellen vor, die für die Beleuchtung der Vergangenheit dieses Dorfes unabdingbar sind, und die er bereits erforscht hat. Gleichzeitig zeigte er auch auf, welche Dokumente noch erforscht werden müssen und welche geschichtliche Epochen aufgrund fehlender Quellen wohl niemals restlos beleuchtet werden können. Eindringlich bat der Sprecher die Körnitzerinnen und Körnitzer um Hilfe bei der Erforschung der Geschichte ihres Heimatortes. Insbesondere ersuchte er alle anwesenden Einwohner, alte Fotos, Dokumente, historische Zeugnisse, Erzählungen oder Erinnerungen mit ihm zu teilen, damit er mit diesen die Dorfchronik weiter bereichern kann.

Als nächste Referentin trat unsere Vereinskollegin, die gebürtige Körnitzerin, Anna MMai 2016 (14)yszyńska mit ihrem Vortrag „Meine doppelte Identität“ auf. Die durch ihre, in der oberschlesischen Mundart geschriebenen Bücher, in Oberschlesien dem breiten Publikum bekannte Schriftstellerin stellte den Anwesenden ihr von deutscher und polnischer Kultur beeinflusstes Leben und ihre bisherige literarische Arbeit vor.

Den letzten Vortrag des Tages hielt der Schulleiter der Körnitzer Grundschule, Herr Ryszard Reszczyński. Er präsentierte dabei die Ergebnisse seiner bisherigen Forschungen über den ehemaligen Pfarrer von Körnitz, Anton Sarnes, und dessen Tätigkeit als Herausgeber der polnisch sprachigen katholischen Zeitschrift „Monika“. So überraschte der Referent die Zuhörer u.a. mit seiner Ablehnung der bisherigen Feststellungen polnischer Historiker, Pfarrer Sarnes sei ein Vorkämpfer des Polentums in Oberschlesien gewesen, als er Zeugnisse präsentierte, die die unerschütterliche Treue des Kirchenmannes zu Deutschland und zum deutschen Kaiserhaus unterstrichen. Mit der Vorstellung der Tätigkeit und des Lebenslaufes des Geistlichen vervollständigte Reszczyński wesentlich den bisherigen Forschungsstand über die Körnitzer Pfarrei und die hier tätigen Geistlichen im ausgehenden 19. Jahrhundert.Mai 2016 (12)

Zur Auflockerung der Atmosphäre trat zwischen den Vorträgen die Gesangsgruppe des Deutschen Freundschaftskreises in Körnitz auf. Mit Volksliedern in deutscher, polnischer und oberschlesischer Sprache verbreiteten die Damen um den auf einer Harmonika musizierenden Heinrich Kamrad unter den Gästen sehr viel gute Laune.Mai 2016 (13)

Nicht nur unter den Bewohner von Körnitz und der Umgebung fand der „Historische Nachmittag“ großes Interesse, auch die lokale Presse („Tygodnik Krapkowicki“, „Nowiny Krapkowickie“, „Tygodnik Prudnicki“), die ihre Reporter zu der durchweg zweisprachig durchgeführten Veranstaltung entsandte, berichtete über diese im Nachhinein sehr positiv und teilweise auch sehr ausführlich:

Nowiny Krapkowickie 31.05.2016

Nowiny Krapkowickie 31.05.2016b

Tygodnik Krapkowicki

Tygodnik Prudnicki

Zycie Glogowka

Aus der Sicht des vollzählig an der Veranstaltungswoche teilnehmenden Vorstandes der Historischen Kommission und der mitgereisten sowie ortsansässigen Mitglieder war diese Tour ein vollständiger Erfolg. Die Unmengen an neuen Dokumenten, Materialien und Daten aus dem Staatsarchiv werden wieder einen weiteren Grundstock für zahlreiche neue Forschungen und Publikationen der Mitglieder oder im Rahmen der landeskundlichen Schriftenreihe bilden. Die zahlreich besuchten Veranstaltungen an der Universität in Oppeln, in Oberglogau und in Körnitz hingegen machten unseren Verein in Schlesien noch bekannter, erregten großes Interesse an unserer Arbeit (insbesondere an unserer neuesten Publikation „Der Altkreis Oberglogau im Karolinischen Steuerkataster von 1722/26“) und verschafften uns zugleich viele neue interessante Kontakte, Freunde und sogar einige neue Mitglieder.

Andreas Smarzly

Neue Buchpublikation: Der Altkreis Oberglogau im Karolinischen Steuerkataster von 1722/26

Der Altkreis Oberglogau im Karolinischen Steuerkataster von 1722/26

Mit dem nun schon 9. Band ihrer Landeskundlichen Schriftenreihe legt die KKHistorische Kommission nun die Ergebnisse einer über 12 Jahre andauernden Forschungs- und Entzifferungsarbeit vor: die steuerlichen Aufzeichnungen über den gesamten bäuerlichen Besitz in den Dörfern des alten Kreises Oberglogau von Psychod im Norden bis Schönau im Süden, von Olbersdorf im Westen bis Walzen im Osten. Das Steuerkataster, dessen Originalbände im Staatsarchiv Breslau vorliegen, wurde von Kaiser Karl VI. in Auftrag gegeben und in den Jahren 1722 bis 1726 von lokalen Kommissionen aufgezeichnet. Es enthält für alle Bauern und Gärtner den Vieh- und Landbesitz in detaillierter Beschreibung, Informationen über die örtlichen Mühlen und Wälder, den Bier- und Schnapsausschank u.v.m. Damit bietet das Buch für den interessierten Leser eine Vielzahl von Informationen – entweder zur eigenen Familiengeschichte oder zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der gesamten Region.

Das Buch ist zweisprachig gestaltet, d.h. es besteht aus einer deutschen und einer polnischen historischen Einführung, dem deutschen Originaltext des Katasters in komprimierter Form sowie einer Ortsnamenkonkordanz. Hinzu kommt ein Verzeichnis der Nachnamen, welches das Auffinden einzelner Familien im Buch stark erleichtert.

Das Buch kann zum Preis von 10,00 Euro plus Porto und Verpackung bestellt werden beim Vorstand: ralph.wrobel@hkknos.de oder andreas.smarzly@hkknos.de

 

Link (deutschsprachig):
Schlesische Steuerkataster des frühen 18. Jahrhunderts entdeckt!

 

Veranstaltungen im Mai 2016 in Oberschlesien

Wir laden Sie herzlich ein zu den Veranstaltungen der HKKNOS im Mai 2016 in Oberschlesien:

24.05.2016 in Oppeln: Seminar „Wirtschafts- und Sozialgeschichte Oberschlesiens: aktuelle Forschungsergebnisse“

25.05.2016 in Oberglogau: Vorstellung des 9. Bandes der Landeskundlichen Schriftenreihe der HKKNOS: „Der Altkreis Oberglogau im Karolinischen Steuerkataster von 1722/26“

26.05.2016 in Körnitz: „Historischer Nachmittag” mit geschichtlichen Vorträgen und einer Ausstellung „Körnitz und die Körnitzer in alter Fotografie“

Lesen Sie mehr im aktuellen „Historischen Rundbrief“: Rundbrief 2016-2

Geschichtliches Seminar und Jahreshauptversammlung der HKKNOS am 05/06. März 2016

Am 5.-6. März 2016 führte die HKKNOS ein geschichtliches Seminar und ihre jährliche Hauptversammlung im großen Sitzungssaal des Restaurants „Goldener Löwe“ in Northeim durch.  

Bericht 05-06.03.2016 dt

HKKNOS 05.06.03.2016 (Foto C by Paul Dittrich)
Erinnerungsfoto

Es wurden folgende Vorträge gehalten:

– „Ländliche Unterschichten in Oberschlesien im 18. Jahrhundert: Das Beispiel Leschnig, Kreis Neustadt/OS“ (Prof. Dr. Ralph Wrobel)

„Die nordwestdeutsche Industriestadt Delmenhorst als Ziel oberschlesischer Arbeitswanderung aus dem KreisNeustadt am Ende des 19. Jahrhunderts“ (PD Dr. Michael Hirschfeld)

„Prądnik, historischer Name von Neustadt? – Herkunft der Wörter ‚Prudnik‘ – historische und sprachliche Aspekte“ (Dr. Joachim Himanek)

„Die Anfänge der Stadt Neustadt und Genese des Namens „Prudnik“ im Licht neuester Untersuchungen“ (Dr. Wojciech Dominiak)

Bericht 05-06.03.2016 dt

 

 

Historischer Rundbrief 2015/2016

(Download) Historischer Rundbrief (PDF)

Liebe Mitglieder und Freunde der
Historischen Kommission,
Das Jahr 2015 war für die Historische
Kommission wieder sehr erfolgreich. Im
Frühjahr konnten wir unser 30-jähriges
Jubiläum feiern und im Sommer erneut
eine schöne Studienfahrt nach Krakau und
Neustadt/OS durchführen. Unser
Publikationsprojekt „Altkreis Oberglogau
im Karolinische Steuerkataster 1722/26”
nähert sich zudem dem Ende. Das Buch
wird 2016 definitiv erscheinen! In dieser
Ausgabe unseres Rundbriefes lade ich Sie
zudem ganz herzlich zu unserer JHV mit
einem interessanten historischen Seminar
am 5./6. März ein. Auch berichten wir
Ihnen über die Pläne für 2016, die wieder
umfangreiche Aktivitäten im Kreis
Neustadt/OS beinhalten. Mit den besten
Wünschen für das neue Jahr und in der
Hoffnung, dass wir uns alle im März
gesund wiedersehen, verbleibe ich mit
freundlichen Grüßen

Ralph Wrobel

Bericht über die 12. Studienfahrt „Von Krakau nach Neustadt/OS: Studienfahrt durch Kleinpolen und Oberschlesien“

Im Jubiläumsjahr des 30-jährigen Bestehens der Historischen Kommission führte diese in den Tagen vom Sonntag, 30. August, bis Sonntag, 6. September 2015, ihre 12. Studienfahrt unter dem Motto: „Von Krakau nach Neustadt/OS: Studienfahrt durch Kleinpolen und Oberschlesien“, durch.

An der vom Prof. Ralph Wrobel, Andreas Smarzly, Rosmarie Matulla und Peter Mitschka organisierten Reise, nahmen insgesamt 32 Personen teil. Mit einem komfortablen Bus der Fa. Osburg, an dessen Steuer wieder unser erfahrener Fahrer Olav saß, ging es am Sonntag von Wadersloh, über Kassel, Erfurt und Dresden nach Krakau. Spät abends kehrte die Reisegesellschaft im Hotel Royal, im Zentrum der alten polnischen Königstadt, ein.

Am Montag besichtigte die Gruppe zunächst das, unweit der polnischen Metropole gelegene Benediktinerkloster Tyniec, das vor rund neun TyniecJahrhunderten gegründet wurde. Danach ging es ins Zentrum der ehemaligen königlichen Macht, auf den Wawel, wo neben dem Königsschloss auch die Kathedrale liegt, in der zahlreiche ehemalige polnische Herrscher ruhen. Nach einer gemütlichen Schifffahrt bei hochsommerlichen Temperaturen auf der Weichsel, führte uns die ortskundige Stadtführerin Agnieszka Czarnecka an die sehenswertesten Orte der Krakauer Altstadt; die Marienkirche mit dem weltberühmten Altar von Veit Stoß, die Tuchhallen, den Marktplatz, dasKrakauWawel Collegium Maius, etc. Nach einem gemeinsamen Abendessen im Restaurant „Bohema“, genossen wir bis spät Nacht den Ausklang eines heißen Sommertages auf dem Krakauer Ring, der von Künstlern, Gauklern, Händlern, Studenten, Reisenden aus aller Welt und anderen Liebhabern der Nacht bevölkert wurde.

Am nächsten Tag ging es tief ins Kleinpolen hinein. Zunächst besuchten wir die einstige galizische Metropole Tarnów (dt. Tarnau), die derart von Einflüssen der einstigen KuK-Donaumonarchie geprägt wurde, dass man sie bis heute noch sehnsuchtsvoll als „Klein Wien“ bezeichnet. Neben dem Besuch des einzigartigen „EthnoTarnowgraphischen Museums“, in dem die Geschichte und Kultur der in Polen auch heute noch als „Cyganie/Zigeuner“ bezeichneten Völker (von denen in Polen vorwiegend die „Roma“ bekannt sind) vorgestellt wird, beeindruckte insbesondere der schöne Ring (Marktplatz) von Tarnów.

Von hier aus ging es nachmittags zu der größten Residenzfestung aus der Barockzeit in Polen, dem Schloss der Familie Lubomirski in Nowy Wiśnicz. Neben alter Originaleinrichtung der Festung, fand sich hier auch eine wunderbare Deckenverkleidung, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem schlesischen Schloss Fürstenstein hierher verbracht wurde. Den letzten Programmpunkt an diesem Tag bildete der Besuch einer SchrothNowyWisniczolzkirche aus dem 15. Jahrhundert in Lipnica Murowana, deren Ursprünge auf das 12. Jahrhundert zurück gehen und in welcher mittelalterliche Innenwandmalereien und Altäre aus der Erbauungszeit bestaunt werden konnten. Danach folgte ein leckeres Abendessen im Restaurant „Piwnica pod kominkiem (Keller unterm Kamin)“ und ein gemütlicher Abend auf dem pulsierenden Marktplatz von Krakau bei Bier und anderen Leckereien.

Am Mittwoch brachen wir zuerst in die Zips auf, eine Region im Norden der Slowakei und im Süden Kleinpolens, die bis in die 1920er Jahre zum Königreich Ungarn gehörte. Auf der Burg in Niedzica (dt. Netzdorf), die einst als NiedzicaGrenzfestung des magyarischen Königreiches gegen Polen funktionierte, wandelten wir auf Spuren alter ungarischer Landgrafengeschlechter, einer bis in die 30er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts leibeigenen Landbevölkerung, sowie des Zipser „Robin Hood“ Jánošík, eines slowakischen Nationalhelden, der im 17. Jahrhundert „den Reichen nahm und den Armen gab“. Dem folgte ein Spaziergang auf dem unweit gelegenen Staudamm am Czorsztyn-Stausee, im malerischen Panorama der Beskiden. Danach ging es in das Salzbergwerk Wieliczka (dt. Groß Salze) in der Nähe von Krakau (seit 1978 in die Weltkulturerbe der UNESCO), wo eine Salzsiederei aus der Zeit von ca. 3.500 Jahre vor Christus nachweisbar ist und wo seit der Mitte des 13. Jahrhunderts Salz unterirdisch abgebaut wird. Dementsprechend ging es mehrere hundert Meter unter die Erde, wo unendliche, labyrinthartige Gänge immer wieder von riesigen unterirdischen Sälen unterbrochen werden, in denen wundersame, im Salz gehauene Skulpturen und Kunstwerke die Besucher regelrecht ins Staunen versetzen. Den Tag beendeten wir beim gemeinsamen Abendessen im „Restaurant „Gościniec Floriański” in der Altstadt von Krakau.

Tags darauf verließen wir das Hotel Royal, Krakau und Kleinpolen und begaben uns nach Schlesien. Unterwegs besichtigten wir die noch in Kleinpolen liegende Kalwaria Zebrzydowska, wo seit 1600 auf dem Berg Zarek eine kleine Heilig-Kreuz-Kirche nach dem Vorbild der Golgota-Kapelle zu Jerusalem und weitere vom Heiligen Land inspirierte Objekte (Golgatha, Ölberg, Fluss Cedron und 40 malerisch auf den umliegenden Hügeln und im Cedron-Tal verstreut liegende Kapellen) zahlreiche Besucher und Wallfahrer anlocken. Weiter ging es am Geburtshaus vom Papst Johannes Paul II. in Wadowice vorbei nach Bielitz-Biala. Die heutige Doppelstadt bilden die zwei einst in verschiedenen Ländern liegende Grenzstädte Bielitz und Biala, die vom Grenzfluss Bialka und der Reichgrenze voneinander getrennt waren. Überhaupt überquerten wir an diesem Tag zahlreiche regionale und historische Grenzen, wie die Grenze zwischen Kleinpolen und Schlesien, Galizien und Österreichisch-Schlesien, die Abstimmungsgrenze von 1921, die Grenze zwischen Deutschland und Polen (1922-1939), Preußen und Österreich-Ungarn (1772-1918) oder Römisch-Deutsches-Kaiserreich und Königreich Polen (bis 1772). Gerade als Reisender wird man sich angesichts all dieser Grenzen und der mit ihnen verbundenen Behinderungen jeder Reise, der Großartigkeit der Idee einer grenzfreien Europäischen Union bewusst! In Bielitz-Biala besichtigten wir neben der Altstadt mit dem Ring und der Pfarrkirche, das neu renovierte Schloss der Fürsten Suł­kowski in Bielitz, einer prächtigen Adels­residenz aus dem 19. Jahrhundert, in der jedoch auch noch Spuren der mittelalterlichen Burg der Herzöge von Teschen sichtbar sind. Von Bielitz-Biala aus ging es nachmittags weiter nach Tichau. Hier besichtigten wir die einstige fürstliche Brauerei und das moderne Brauereimuseum, in dem die Geschichte der seit 1629 funktionierenden Brauerei auf sehr zeitgemäße und anschauliche Art, die sowohl Jung als auch Alt anspricht, präTichausentiert wird. Krönung des Brauereibesuches war die Bierverkostung, bei der jeder Reiseteilnehmer einen halben Liter des leckeren und inzwischen weltweit erhältlichen „Tyskie“-Bieres genießen konnte. Von Tichau aus ging es direkt in die Heimat, nach Neustadt/OS, wo wir wieder im Hotel Oaza übernachteten.

Am darauffolgenden Freitag begaben sich einige Reiseteilnehmer auf Privatfahrten in ihre Heimatdörfer oder zu Verwandten und Freunden. Die anderen Teilnehmer besichtigten währenddessen am Vormittag gemeinsam das Kriegsgefangenenlager im Lamsdorf, wo Kriegsgefangene des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/1871, des Ersten Welt­krieges (1914/18), des Zweiten Welt­krieges (1939/45) und der Nachkriegszeit (1945/46) eingesperrt waren. Rund 50.000 Gräber im Lager Verstorbener und Getöteter zeugen vom Ausmaß dieses bedrückenden Ortes und von den dunkelsten Zeiten der jüngeren Geschichte Mitteleuropas. Hier wurde auch das moderne „Zentrale Museum der Kriegsgefangenen in Lamsdorf und Oppeln“ besichtigt, in dem neben den Ausstellungen und Informationen zu der Zeit 1870-1945, seit kurzem auch eine neue Sonderausstellung zu den Geschehnissen der Nachkriegszeit, in der hier deutsche Zivilisten von polnischen Behörden eingesperrt und in großer Zahl umgebracht wurden, gezeigt wird. Von Lamsdorf aus ging es zurück nach Neustadt/OS, wo unser ortsansässiger Vereinskollege Marcin Domino uns durch die neurenovierte Villa des Industriellen, Diplomaten, Mäzens und persischen Konsuls, Hermann Fränkel (*1844+1901), führte. Am Nachmittag begann dann im Hotel Oaza die schon traditionelle Wiedersehensfeier, zu der die Historische Kommission geladen hatte. Es erschienen zahlreiche in Polen wohnende Mitglieder unseres Vereins, Repräsentanten der einheimischen deutschen Bevölkerung Schlesiens, Vertreter der Städte und Gemeinden des Kreises Neustadt, Vorstände befreundeter Institutionen und Vereine, sowie viele andere alte und neue Freunde und Bekannte. Es folgte eine schöne Feier, die vom Chor der Deutschen Minderheit aus Neudorf musikalisch untermalt wurde.

Am letzten Reisetag fuhr unsere Reisegesellschaft in Richtung Cosel. Unterwegs wurde zunächst die in der Nähe von Kostenthal liegende Schrotholzkirche St. Brixen aus dem 17. Jahrhundert besichtigt. Der ortsansässige Herr Gorzalla stellte uns dabei die Feld- und Wallfahrtskirche vor, die an Stelle einer wundertätigen Quelle errichtet-, und deren Vorgängerbau bereits 1594 urkundlich erwähnt wurde. Weiter ging die Fahrt nach Klodnitz, wo wir im dortigen Binnenhafen das Schiff „Silesia“ bestiegen und bei angenehmen GleiwitzKanalsommerlichen Temperaturen eine ca. dreistündige Schifffahrt auf dem Gleiwitzer Kanal unternahmen. Während dieser Fahrt passierten wir drei Schleusen, an denen wir einen Höhenunterschied von über 20 Meter bewältigten, sowie den sog. „Siphon“, an dem das Flüsschen Klodnitz den Gleiwitzer Kanal unterirdisch quert. Nach Stärkung mit leckeren Grillwürstchen, Krupniauki (Schlesische Graupenwurst) und kühlem Bier, verließen wir das Schiff bei Plawniowitz, wo und bereits Pfarrer Dr. Christian Worbs erwartete. Er führte uns durch das beeindruckende, in den letzten beiden Jahrzehnten vorbildlich instPlawniowitzandgesetzte Schloss der Grafen von Bellestrem. Nach der Besichtigung konnten die Reiseteilnehmer ihre Reiseeindrücke der letzten Tage bei entspannten Spaziergängen im schönen Schlosspark nochmal Revue passieren lassen. Den Abschluss dieser 12. Studienfahrt bildete ein gemeinsames Abendessen in der originalrenovierten und geschmack- und stillvoll eingerichteten Villa in Wiegschütz bei Cosel, die der Handelsrat und Philosoph Marc Heymann im Jahre 1871 erbaute.WiegschuetzAm Sonntag nach dem Frühstück verließen wir Schlesien mit dem Versprechen wieder zu kommen. Damit ging die 12. Studienfahrt, bei der der Wettergott unser Programm besonders berücksichtigte (Regen nur während des Besuches im Salzbergwerk Wieliczka, im Kriegsgefangenenlager Lamsdorf und während der Rückreise, ansonsten schönstes Sommerwetter), mit Hinterlassung von zahlreichen Impressionen und Eindrücken erfolgreich zu Ende.

Text: Andreas Smarzly
Fotos: Ralph Wrobel

30-jähriges Jubiläum in Northeim

Zum 30-jährigen Jubiläum der Historischen Kommission für den Kreis Neustadt/OS luden die Paten- und Partnerstadt Neustadts, Northeim (Han.), und der Vorstand Mitglieder und Gäste zur Jubiläumsfeier am 7. und 8. März 2015 an den Gründungsort ein. In Northeim war am 12./13. April 1985 die Historische Kommission (HKKNOS) durch Horst Zobel und einige weitere an der Geschichte des Kreises Neustadt/OS Interessierte gegründet worden.


Die Feierlichkeiten wurden am Samstag, den 7. März, im Bürgersaal im St. Blasien-Komplex eröffnet. Der Bürgermeister von Northeim, Hans-Erich Tannhäuser, begrüßte alle Anwesenden sehr herzlich und gratulierte der HKKNOS zum 30-jährigen Bestehen, ebenso zu langer wissenschaftlicher Tätigkeit und ihrem erfolgreichen Beitrag zur Versöhnung zwischen Deutschland und Polen. Er sicherte der HKKNOS zu, in Northeim auch künftig immer eine Heimat zu finden, umriss die Geschichte der Neustädter Heimatstube und schilderte den derzeitigen Stand des Umzugs der Neustädter Heimatstube ins Städtische Museum von Northeim.
Auch der Bürgermeister von Neustadt/OS (poln. Prudnik) Franciszek Fejdych und der stellvertretende Landrat des Kreises Neustadt Krzysztof Barwieniec sprachen der HKKNOS ihre Geburtstagsglückwünsche aus. Bürgermeister Fejdych würdigte den sensiblen aber stets wahrheitsgetreuen Umgang der HKKNOS mit der Geschichte der gemeinsamen Heimat mit den Worten:

In den vergangenen 30 Jahren hat sich die Historische Kommission mit sehr schwierigen Themen befasst, mit Themen, die dazu geeignet sind, die Menschen eher zu trennen als zu einen. Bei Ihnen wurde es anders: Sie haben eine Verständigungsebene geschaffen, bei der das Gespräch zu schwierigen Themen stets mit einer gebührenden Achtung vor denen geschah, die es betraf.

Auch der Vizelandrat Barwieniec betonte die Wichtigkeit einer unverfärbten und gleichzeitig einfühlsamen Aufarbeitung der Geschichte des Kreises durch die HKKNOS. Er überbrachte Grüße des Landrats Roszkowski, der seine Anwesenheit in letzter Minute aus dringenden Gründen leider absagen musste, und stellte die durch den Landrat initiierte Towarzystwo Historyczne Ziemi Prudnickiej (Historische Gesellschaft des Neustädter Landes) vor, die im Entstehen begriffen ist und künftig mit der HKKNOS aufs engste kooperieren möchte.
Daraufhin begrüßte der erste Vorsitzende der HKKNOS, Prof. Dr. Ralph Wrobel, alle Anwesenden und stellte den Werdegang, die bisherigen Errungenschaften, die aktuellen vielseitigen Tätigkeitsfelder und die künftigen Perspektiven der Kommission vor. Aufgrund der Anwesenheit der Gäste aus Polen – außer dem Bürgermeister von Neustadt und dem Vizelandrat waren auch der zweite Bürgermeister von Neustadt, Stanisław Hawron, sowie die Vorstandsmitglieder des Towarzystwo Historyczne Ziemi Prudnickiej, Frau Urszula Rzepiela und Herr Marcin Husak anwesend – wurde die gesamte Veranstaltung mit Hilfe von engagierten Dolmetschern zweisprachig geführt.
Einen Höhepunkt der Festveranstaltung bildete der Vortrag des bekannten Schlesien-Historikers, Herrn Dr. Ulrich Schmilewski, Geschäftsführer der Stiftung Kulturwerk Schlesien, erster stellvertretender Vorsitzender der Historischen Kommission für Schlesien und Schatzmeister des Vereins für Geschichte Schlesiens. Dr. Schmilewski präsentierte mit dem höchst spannenden Vortrag „Der schlesische Adel und die Gegenreformation am Beispiel der Schaffgotsch und der Oppersdorff“ ein in der Schlesienforschung brandaktuelles Thema, das durch die Beschäftigung mit dem Adelsgeschlecht derer von Oppersdorff auch die Geschichte des Kreises Neustadt direkt berührt. Neben der interessanten Thematik erfreute Dr. Schmilewski die Zuhörer auch mit der Mitteilung, dass er bei der Erstellung seines Vortrages häufig auf Arbeiten von Mitgliedern der HKKNOS zugegriffen habe.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen, wurde im großen Tagungssaal der Restaurants „Goldener Löwe“ der zweite Teil der Festveranstaltung begonnen. Die Vorstandsmitglieder des Towarzystwo Historyczne Ziemi Prudnickiej, Frau Urszula Rzepiela und Herr Marcin Husak hielten gemeinsam den Vortrag „Willa Hermanna Fränkla – fabrykanta, dyplomaty, filantropa“ (Villa des Fabrikanten, Diplomaten und Wohltäters Hermann Fränkel). Während der Mitarbeiter des Städtischen Museums in Neustadt und Neumitglied der HKKNOS Husak sich mit der Person des Erbauers beschäftigte, lüftete die ehemalige Direktorin des Städtischen Museums in Neustadt Rzepiela vor den Zuhörern die geheimnisvolle Architektur der kürzlich komplett renovierten Villa in Neustadt. Den offiziellen Abschluss der Festveranstaltung bildete der historische Vortrag von Prof. Wrobel „Die Paulinermönche im Kloster Wiese – Auf den Spuren von Xaver Rotter durch das Internet“. Dabei präsentierte der Referent Möglichkeiten zur Auffindung interessanter Quellen im Internet und das durch systematisches Kopieren über Jahrhunderte und Sprachgrenzen hinweg erfolgte unkritische Plagiieren bei der Erstellung von historischen Darstellungen. Nach einem gemeinsamen Abendessen führten die Mitglieder und Gäste in gemütlicher Atmosphäre angeregte und spannende Gespräche bis weit in die Nacht hinein.

Am darauf folgenden Sonntag besuchten die Mitglieder der HKKNOS gemeinsam mit den polnischen Gästen die neueingerichtete Neustädter Heimatstube im Städtischen Museum von Northeim. Daraufhin verabschiedeten sich die Gäste aus Polen, und die Mitglieder der HKKNOS schritten zur Jahreshauptversammlung des Vereins, die ebenfalls im großen Tagungssaal im „Goldenen Löwen“ stattfand. Nachdem der erste Vorsitzende Prof. Wrobel die Beschlussfähigkeit festgestellt hat, berichtete er über die aktuell laufenden Tätigkeiten und Projekte des Vereins. So wird derzeit an einer Erneuerung der Interseite der HKKNOS gearbeitet, die insbesondere zeitgemäß und zweisprachig, bzw. künftig eventuell sogar dreisprachig (dt./pl./engl.) erscheinen soll. Vor allem die in letzter Zeit der HKKNOS beigetretenen jungen Mitglieder konnten mit zahlreichen Vorschlägen und Ideen die Diskussion zu diesem Thema bereichern. Es wurde der Vorschlag des Webmasters Christian Sarnes angenommen, mit dem System WordPress die Homepage in nächster Zeit neu aufzubauen. Weiterhin berichtete Prof. Wrobel über den aktuellen Stand der Planungen zur Jubiläumsfahrt „Von Krakau nach Neustadt/OS: Studienfahrt durch Kleinpolen und Oberschlesien“, die von 30.08. bis 06.09.2015 stattfinden wird. Obwohl der Großteil der Plätze hier bereits belegt ist, können ein paar Interessierte gerne noch aufgenommen werden. Zum Schluss stellte der erste Vorsitzende sein neues Buch „Geschichte der Dörfer Deutsch und Polnisch Müllmen“ vor, das er gemeinsam mit Pfarrer Wolfgang Globisch kürzlich publizierte, das jedoch inzwischen vollständig vergriffen ist. Eine verbesserte Neuauflage soll demnächst erfolgen.
Der zweite Vorsitzende, Andreas Smarzly, bat die Mitglieder, mit denen der Schriftverkehr noch per Post erfolgt, die aber bereits über eine E-Mail-Adresse verfügen, diese dem Vorstand mitzuteilen, um den künftigen Informationsaustausch zu erleichtern. Zudem berichtete er über die Vortragsreise nach Oberschlesien vom 15. bis 19. Juni 2014 (siehe Bericht im Historischen Rundbrief 01/2015). In diesem Zusammenhang stellte er hier sein Buch „Blaschewitz (Kreis Neustadt OS) – Geschichte eines oberschlesischen Dorfes“ vor, das als 8. Band im Rahmen der Landeskundlichen Schriftenreihe der HKKNOS im Jahre 2014 zweisprachig erschienen ist. Auch dieses Buch ist bis auf vereinzelte Restposten weitestgehend ausverkauft, eine Neuauflage ist hier nicht geplant. Andreas Smarzly berichtete zudem über private Digitalisierungsprojekte einiger Mitglieder der HKKNOS von wichtigen Quellen zur Geschichte des Kreises Neustadt. So entstanden kürzlich DVDs mit digitalisierten Ausgaben der Neustädter Heimatbriefe 1950-2014, des Oberglogauer Stadtblattes 1905-1939, der Oberglogauer Zeitung 1845/47 und der Neustädter Kreisblätter 1843-1938, die über die HKKNOS bezogen werden können. In diesem Zusammenhang präsentierte Sebastian König die erst kürzlich durch ihn fertiggestellte Digitalisierung der Neustädter Heimatbriefe 1950-2014 und die einfachen Auswertungsmöglichkeiten dieser wertvollen Quelle. König wies darauf hin, dass aufgrund der Vorgabe von Frau Lüddecke und des Rocco-Verlages, welche die Rechte an den Neustädter Heimatbriefen besitzen, eine Nutzung der Digitalisierung ausschließlich für wissenschaftliche Forschung durch Mitglieder der HKKNOS freigegeben ist.
Zu den laufenden Projekten berichtete Prof. Wrobel über den Stand zu den Arbeiten am gemeinsamen Werk der HKKNOS „Der Altkreis Oberglogau im Karolinischen Steuerkataster von 1722/26“. So sind inzwischen auch das Vorwort, die wissenschaftliche Einführung und die Geschichtliche Einführung fertiggestellt und ins Polnische übersetzt worden. Sofern die redaktionellen Arbeiten an den Transkriptionen der einzelnen Dörfer rechtzeitig fertig gestellt werden, können die Abgabe des Werkes an den Verlag und der darauffolgende Druck und die Veröffentlichung eventuell noch im Herbst dieses Jahres erfolgen. Zum Schluss berichtete Johannes Preisner über Fortschritte an seinem zweisprachigen Buch „Die Vertreibung der Deutschen aus dem Kreis Neustadt/OS“, das ebenfalls im Rahmen der Landeskundlichen Schriftenreihe der HKKNOS herausgegeben werden soll.
Die jährliche Kassenprüfung wurde auf Antrag der Schatzmeisterin Rosemarie Matulla, die längere Zeit krankheitsbedingt ausgefallen war, auf das nächste Jahr verlegt. Frau Matulla gab einen kurzen Bericht über den aktuellen finanziellen Stand des Vereins ab.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen wurde die Jahreshauptversammlung beendet und die Teilnehmer konnten in der Sonne den ersten warmen Frühlingstag des Jahres genießen.

Andreas Smarzly
www.hkknos.de

Veröffentlichung in:
NHB
Historischer Rundbrief HKKNOS
Schlesien Heute (gekürzt)
Northeimer Zeitung (gekürzt)
Tygodnik Prudnicki (übersetzt)
Zycie Glogowka (übersetzt)