Historischer Rundbrief 2015/2016

(Download) Historischer Rundbrief (PDF)

Liebe Mitglieder und Freunde der
Historischen Kommission,
Das Jahr 2015 war für die Historische
Kommission wieder sehr erfolgreich. Im
Frühjahr konnten wir unser 30-jähriges
Jubiläum feiern und im Sommer erneut
eine schöne Studienfahrt nach Krakau und
Neustadt/OS durchführen. Unser
Publikationsprojekt „Altkreis Oberglogau
im Karolinische Steuerkataster 1722/26”
nähert sich zudem dem Ende. Das Buch
wird 2016 definitiv erscheinen! In dieser
Ausgabe unseres Rundbriefes lade ich Sie
zudem ganz herzlich zu unserer JHV mit
einem interessanten historischen Seminar
am 5./6. März ein. Auch berichten wir
Ihnen über die Pläne für 2016, die wieder
umfangreiche Aktivitäten im Kreis
Neustadt/OS beinhalten. Mit den besten
Wünschen für das neue Jahr und in der
Hoffnung, dass wir uns alle im März
gesund wiedersehen, verbleibe ich mit
freundlichen Grüßen

Ralph Wrobel

Bericht über die 12. Studienfahrt „Von Krakau nach Neustadt/OS: Studienfahrt durch Kleinpolen und Oberschlesien“

Im Jubiläumsjahr des 30-jährigen Bestehens der Historischen Kommission führte diese in den Tagen vom Sonntag, 30. August, bis Sonntag, 6. September 2015, ihre 12. Studienfahrt unter dem Motto: „Von Krakau nach Neustadt/OS: Studienfahrt durch Kleinpolen und Oberschlesien“, durch.

An der vom Prof. Ralph Wrobel, Andreas Smarzly, Rosmarie Matulla und Peter Mitschka organisierten Reise, nahmen insgesamt 32 Personen teil. Mit einem komfortablen Bus der Fa. Osburg, an dessen Steuer wieder unser erfahrener Fahrer Olav saß, ging es am Sonntag von Wadersloh, über Kassel, Erfurt und Dresden nach Krakau. Spät abends kehrte die Reisegesellschaft im Hotel Royal, im Zentrum der alten polnischen Königstadt, ein.

Am Montag besichtigte die Gruppe zunächst das, unweit der polnischen Metropole gelegene Benediktinerkloster Tyniec, das vor rund neun TyniecJahrhunderten gegründet wurde. Danach ging es ins Zentrum der ehemaligen königlichen Macht, auf den Wawel, wo neben dem Königsschloss auch die Kathedrale liegt, in der zahlreiche ehemalige polnische Herrscher ruhen. Nach einer gemütlichen Schifffahrt bei hochsommerlichen Temperaturen auf der Weichsel, führte uns die ortskundige Stadtführerin Agnieszka Czarnecka an die sehenswertesten Orte der Krakauer Altstadt; die Marienkirche mit dem weltberühmten Altar von Veit Stoß, die Tuchhallen, den Marktplatz, dasKrakauWawel Collegium Maius, etc. Nach einem gemeinsamen Abendessen im Restaurant „Bohema“, genossen wir bis spät Nacht den Ausklang eines heißen Sommertages auf dem Krakauer Ring, der von Künstlern, Gauklern, Händlern, Studenten, Reisenden aus aller Welt und anderen Liebhabern der Nacht bevölkert wurde.

Am nächsten Tag ging es tief ins Kleinpolen hinein. Zunächst besuchten wir die einstige galizische Metropole Tarnów (dt. Tarnau), die derart von Einflüssen der einstigen KuK-Donaumonarchie geprägt wurde, dass man sie bis heute noch sehnsuchtsvoll als „Klein Wien“ bezeichnet. Neben dem Besuch des einzigartigen „EthnoTarnowgraphischen Museums“, in dem die Geschichte und Kultur der in Polen auch heute noch als „Cyganie/Zigeuner“ bezeichneten Völker (von denen in Polen vorwiegend die „Roma“ bekannt sind) vorgestellt wird, beeindruckte insbesondere der schöne Ring (Marktplatz) von Tarnów.

Von hier aus ging es nachmittags zu der größten Residenzfestung aus der Barockzeit in Polen, dem Schloss der Familie Lubomirski in Nowy Wiśnicz. Neben alter Originaleinrichtung der Festung, fand sich hier auch eine wunderbare Deckenverkleidung, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem schlesischen Schloss Fürstenstein hierher verbracht wurde. Den letzten Programmpunkt an diesem Tag bildete der Besuch einer SchrothNowyWisniczolzkirche aus dem 15. Jahrhundert in Lipnica Murowana, deren Ursprünge auf das 12. Jahrhundert zurück gehen und in welcher mittelalterliche Innenwandmalereien und Altäre aus der Erbauungszeit bestaunt werden konnten. Danach folgte ein leckeres Abendessen im Restaurant „Piwnica pod kominkiem (Keller unterm Kamin)“ und ein gemütlicher Abend auf dem pulsierenden Marktplatz von Krakau bei Bier und anderen Leckereien.

Am Mittwoch brachen wir zuerst in die Zips auf, eine Region im Norden der Slowakei und im Süden Kleinpolens, die bis in die 1920er Jahre zum Königreich Ungarn gehörte. Auf der Burg in Niedzica (dt. Netzdorf), die einst als NiedzicaGrenzfestung des magyarischen Königreiches gegen Polen funktionierte, wandelten wir auf Spuren alter ungarischer Landgrafengeschlechter, einer bis in die 30er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts leibeigenen Landbevölkerung, sowie des Zipser „Robin Hood“ Jánošík, eines slowakischen Nationalhelden, der im 17. Jahrhundert „den Reichen nahm und den Armen gab“. Dem folgte ein Spaziergang auf dem unweit gelegenen Staudamm am Czorsztyn-Stausee, im malerischen Panorama der Beskiden. Danach ging es in das Salzbergwerk Wieliczka (dt. Groß Salze) in der Nähe von Krakau (seit 1978 in die Weltkulturerbe der UNESCO), wo eine Salzsiederei aus der Zeit von ca. 3.500 Jahre vor Christus nachweisbar ist und wo seit der Mitte des 13. Jahrhunderts Salz unterirdisch abgebaut wird. Dementsprechend ging es mehrere hundert Meter unter die Erde, wo unendliche, labyrinthartige Gänge immer wieder von riesigen unterirdischen Sälen unterbrochen werden, in denen wundersame, im Salz gehauene Skulpturen und Kunstwerke die Besucher regelrecht ins Staunen versetzen. Den Tag beendeten wir beim gemeinsamen Abendessen im „Restaurant „Gościniec Floriański” in der Altstadt von Krakau.

Tags darauf verließen wir das Hotel Royal, Krakau und Kleinpolen und begaben uns nach Schlesien. Unterwegs besichtigten wir die noch in Kleinpolen liegende Kalwaria Zebrzydowska, wo seit 1600 auf dem Berg Zarek eine kleine Heilig-Kreuz-Kirche nach dem Vorbild der Golgota-Kapelle zu Jerusalem und weitere vom Heiligen Land inspirierte Objekte (Golgatha, Ölberg, Fluss Cedron und 40 malerisch auf den umliegenden Hügeln und im Cedron-Tal verstreut liegende Kapellen) zahlreiche Besucher und Wallfahrer anlocken. Weiter ging es am Geburtshaus vom Papst Johannes Paul II. in Wadowice vorbei nach Bielitz-Biala. Die heutige Doppelstadt bilden die zwei einst in verschiedenen Ländern liegende Grenzstädte Bielitz und Biala, die vom Grenzfluss Bialka und der Reichgrenze voneinander getrennt waren. Überhaupt überquerten wir an diesem Tag zahlreiche regionale und historische Grenzen, wie die Grenze zwischen Kleinpolen und Schlesien, Galizien und Österreichisch-Schlesien, die Abstimmungsgrenze von 1921, die Grenze zwischen Deutschland und Polen (1922-1939), Preußen und Österreich-Ungarn (1772-1918) oder Römisch-Deutsches-Kaiserreich und Königreich Polen (bis 1772). Gerade als Reisender wird man sich angesichts all dieser Grenzen und der mit ihnen verbundenen Behinderungen jeder Reise, der Großartigkeit der Idee einer grenzfreien Europäischen Union bewusst! In Bielitz-Biala besichtigten wir neben der Altstadt mit dem Ring und der Pfarrkirche, das neu renovierte Schloss der Fürsten Suł­kowski in Bielitz, einer prächtigen Adels­residenz aus dem 19. Jahrhundert, in der jedoch auch noch Spuren der mittelalterlichen Burg der Herzöge von Teschen sichtbar sind. Von Bielitz-Biala aus ging es nachmittags weiter nach Tichau. Hier besichtigten wir die einstige fürstliche Brauerei und das moderne Brauereimuseum, in dem die Geschichte der seit 1629 funktionierenden Brauerei auf sehr zeitgemäße und anschauliche Art, die sowohl Jung als auch Alt anspricht, präTichausentiert wird. Krönung des Brauereibesuches war die Bierverkostung, bei der jeder Reiseteilnehmer einen halben Liter des leckeren und inzwischen weltweit erhältlichen „Tyskie“-Bieres genießen konnte. Von Tichau aus ging es direkt in die Heimat, nach Neustadt/OS, wo wir wieder im Hotel Oaza übernachteten.

Am darauffolgenden Freitag begaben sich einige Reiseteilnehmer auf Privatfahrten in ihre Heimatdörfer oder zu Verwandten und Freunden. Die anderen Teilnehmer besichtigten währenddessen am Vormittag gemeinsam das Kriegsgefangenenlager im Lamsdorf, wo Kriegsgefangene des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/1871, des Ersten Welt­krieges (1914/18), des Zweiten Welt­krieges (1939/45) und der Nachkriegszeit (1945/46) eingesperrt waren. Rund 50.000 Gräber im Lager Verstorbener und Getöteter zeugen vom Ausmaß dieses bedrückenden Ortes und von den dunkelsten Zeiten der jüngeren Geschichte Mitteleuropas. Hier wurde auch das moderne „Zentrale Museum der Kriegsgefangenen in Lamsdorf und Oppeln“ besichtigt, in dem neben den Ausstellungen und Informationen zu der Zeit 1870-1945, seit kurzem auch eine neue Sonderausstellung zu den Geschehnissen der Nachkriegszeit, in der hier deutsche Zivilisten von polnischen Behörden eingesperrt und in großer Zahl umgebracht wurden, gezeigt wird. Von Lamsdorf aus ging es zurück nach Neustadt/OS, wo unser ortsansässiger Vereinskollege Marcin Domino uns durch die neurenovierte Villa des Industriellen, Diplomaten, Mäzens und persischen Konsuls, Hermann Fränkel (*1844+1901), führte. Am Nachmittag begann dann im Hotel Oaza die schon traditionelle Wiedersehensfeier, zu der die Historische Kommission geladen hatte. Es erschienen zahlreiche in Polen wohnende Mitglieder unseres Vereins, Repräsentanten der einheimischen deutschen Bevölkerung Schlesiens, Vertreter der Städte und Gemeinden des Kreises Neustadt, Vorstände befreundeter Institutionen und Vereine, sowie viele andere alte und neue Freunde und Bekannte. Es folgte eine schöne Feier, die vom Chor der Deutschen Minderheit aus Neudorf musikalisch untermalt wurde.

Am letzten Reisetag fuhr unsere Reisegesellschaft in Richtung Cosel. Unterwegs wurde zunächst die in der Nähe von Kostenthal liegende Schrotholzkirche St. Brixen aus dem 17. Jahrhundert besichtigt. Der ortsansässige Herr Gorzalla stellte uns dabei die Feld- und Wallfahrtskirche vor, die an Stelle einer wundertätigen Quelle errichtet-, und deren Vorgängerbau bereits 1594 urkundlich erwähnt wurde. Weiter ging die Fahrt nach Klodnitz, wo wir im dortigen Binnenhafen das Schiff „Silesia“ bestiegen und bei angenehmen GleiwitzKanalsommerlichen Temperaturen eine ca. dreistündige Schifffahrt auf dem Gleiwitzer Kanal unternahmen. Während dieser Fahrt passierten wir drei Schleusen, an denen wir einen Höhenunterschied von über 20 Meter bewältigten, sowie den sog. „Siphon“, an dem das Flüsschen Klodnitz den Gleiwitzer Kanal unterirdisch quert. Nach Stärkung mit leckeren Grillwürstchen, Krupniauki (Schlesische Graupenwurst) und kühlem Bier, verließen wir das Schiff bei Plawniowitz, wo und bereits Pfarrer Dr. Christian Worbs erwartete. Er führte uns durch das beeindruckende, in den letzten beiden Jahrzehnten vorbildlich instPlawniowitzandgesetzte Schloss der Grafen von Bellestrem. Nach der Besichtigung konnten die Reiseteilnehmer ihre Reiseeindrücke der letzten Tage bei entspannten Spaziergängen im schönen Schlosspark nochmal Revue passieren lassen. Den Abschluss dieser 12. Studienfahrt bildete ein gemeinsames Abendessen in der originalrenovierten und geschmack- und stillvoll eingerichteten Villa in Wiegschütz bei Cosel, die der Handelsrat und Philosoph Marc Heymann im Jahre 1871 erbaute.WiegschuetzAm Sonntag nach dem Frühstück verließen wir Schlesien mit dem Versprechen wieder zu kommen. Damit ging die 12. Studienfahrt, bei der der Wettergott unser Programm besonders berücksichtigte (Regen nur während des Besuches im Salzbergwerk Wieliczka, im Kriegsgefangenenlager Lamsdorf und während der Rückreise, ansonsten schönstes Sommerwetter), mit Hinterlassung von zahlreichen Impressionen und Eindrücken erfolgreich zu Ende.

Text: Andreas Smarzly
Fotos: Ralph Wrobel

30-jähriges Jubiläum in Northeim

Zum 30-jährigen Jubiläum der Historischen Kommission für den Kreis Neustadt/OS luden die Paten- und Partnerstadt Neustadts, Northeim (Han.), und der Vorstand Mitglieder und Gäste zur Jubiläumsfeier am 7. und 8. März 2015 an den Gründungsort ein. In Northeim war am 12./13. April 1985 die Historische Kommission (HKKNOS) durch Horst Zobel und einige weitere an der Geschichte des Kreises Neustadt/OS Interessierte gegründet worden.


Die Feierlichkeiten wurden am Samstag, den 7. März, im Bürgersaal im St. Blasien-Komplex eröffnet. Der Bürgermeister von Northeim, Hans-Erich Tannhäuser, begrüßte alle Anwesenden sehr herzlich und gratulierte der HKKNOS zum 30-jährigen Bestehen, ebenso zu langer wissenschaftlicher Tätigkeit und ihrem erfolgreichen Beitrag zur Versöhnung zwischen Deutschland und Polen. Er sicherte der HKKNOS zu, in Northeim auch künftig immer eine Heimat zu finden, umriss die Geschichte der Neustädter Heimatstube und schilderte den derzeitigen Stand des Umzugs der Neustädter Heimatstube ins Städtische Museum von Northeim.
Auch der Bürgermeister von Neustadt/OS (poln. Prudnik) Franciszek Fejdych und der stellvertretende Landrat des Kreises Neustadt Krzysztof Barwieniec sprachen der HKKNOS ihre Geburtstagsglückwünsche aus. Bürgermeister Fejdych würdigte den sensiblen aber stets wahrheitsgetreuen Umgang der HKKNOS mit der Geschichte der gemeinsamen Heimat mit den Worten:

In den vergangenen 30 Jahren hat sich die Historische Kommission mit sehr schwierigen Themen befasst, mit Themen, die dazu geeignet sind, die Menschen eher zu trennen als zu einen. Bei Ihnen wurde es anders: Sie haben eine Verständigungsebene geschaffen, bei der das Gespräch zu schwierigen Themen stets mit einer gebührenden Achtung vor denen geschah, die es betraf.

Auch der Vizelandrat Barwieniec betonte die Wichtigkeit einer unverfärbten und gleichzeitig einfühlsamen Aufarbeitung der Geschichte des Kreises durch die HKKNOS. Er überbrachte Grüße des Landrats Roszkowski, der seine Anwesenheit in letzter Minute aus dringenden Gründen leider absagen musste, und stellte die durch den Landrat initiierte Towarzystwo Historyczne Ziemi Prudnickiej (Historische Gesellschaft des Neustädter Landes) vor, die im Entstehen begriffen ist und künftig mit der HKKNOS aufs engste kooperieren möchte.
Daraufhin begrüßte der erste Vorsitzende der HKKNOS, Prof. Dr. Ralph Wrobel, alle Anwesenden und stellte den Werdegang, die bisherigen Errungenschaften, die aktuellen vielseitigen Tätigkeitsfelder und die künftigen Perspektiven der Kommission vor. Aufgrund der Anwesenheit der Gäste aus Polen – außer dem Bürgermeister von Neustadt und dem Vizelandrat waren auch der zweite Bürgermeister von Neustadt, Stanisław Hawron, sowie die Vorstandsmitglieder des Towarzystwo Historyczne Ziemi Prudnickiej, Frau Urszula Rzepiela und Herr Marcin Husak anwesend – wurde die gesamte Veranstaltung mit Hilfe von engagierten Dolmetschern zweisprachig geführt.
Einen Höhepunkt der Festveranstaltung bildete der Vortrag des bekannten Schlesien-Historikers, Herrn Dr. Ulrich Schmilewski, Geschäftsführer der Stiftung Kulturwerk Schlesien, erster stellvertretender Vorsitzender der Historischen Kommission für Schlesien und Schatzmeister des Vereins für Geschichte Schlesiens. Dr. Schmilewski präsentierte mit dem höchst spannenden Vortrag „Der schlesische Adel und die Gegenreformation am Beispiel der Schaffgotsch und der Oppersdorff“ ein in der Schlesienforschung brandaktuelles Thema, das durch die Beschäftigung mit dem Adelsgeschlecht derer von Oppersdorff auch die Geschichte des Kreises Neustadt direkt berührt. Neben der interessanten Thematik erfreute Dr. Schmilewski die Zuhörer auch mit der Mitteilung, dass er bei der Erstellung seines Vortrages häufig auf Arbeiten von Mitgliedern der HKKNOS zugegriffen habe.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen, wurde im großen Tagungssaal der Restaurants „Goldener Löwe“ der zweite Teil der Festveranstaltung begonnen. Die Vorstandsmitglieder des Towarzystwo Historyczne Ziemi Prudnickiej, Frau Urszula Rzepiela und Herr Marcin Husak hielten gemeinsam den Vortrag „Willa Hermanna Fränkla – fabrykanta, dyplomaty, filantropa“ (Villa des Fabrikanten, Diplomaten und Wohltäters Hermann Fränkel). Während der Mitarbeiter des Städtischen Museums in Neustadt und Neumitglied der HKKNOS Husak sich mit der Person des Erbauers beschäftigte, lüftete die ehemalige Direktorin des Städtischen Museums in Neustadt Rzepiela vor den Zuhörern die geheimnisvolle Architektur der kürzlich komplett renovierten Villa in Neustadt. Den offiziellen Abschluss der Festveranstaltung bildete der historische Vortrag von Prof. Wrobel „Die Paulinermönche im Kloster Wiese – Auf den Spuren von Xaver Rotter durch das Internet“. Dabei präsentierte der Referent Möglichkeiten zur Auffindung interessanter Quellen im Internet und das durch systematisches Kopieren über Jahrhunderte und Sprachgrenzen hinweg erfolgte unkritische Plagiieren bei der Erstellung von historischen Darstellungen. Nach einem gemeinsamen Abendessen führten die Mitglieder und Gäste in gemütlicher Atmosphäre angeregte und spannende Gespräche bis weit in die Nacht hinein.

Am darauf folgenden Sonntag besuchten die Mitglieder der HKKNOS gemeinsam mit den polnischen Gästen die neueingerichtete Neustädter Heimatstube im Städtischen Museum von Northeim. Daraufhin verabschiedeten sich die Gäste aus Polen, und die Mitglieder der HKKNOS schritten zur Jahreshauptversammlung des Vereins, die ebenfalls im großen Tagungssaal im „Goldenen Löwen“ stattfand. Nachdem der erste Vorsitzende Prof. Wrobel die Beschlussfähigkeit festgestellt hat, berichtete er über die aktuell laufenden Tätigkeiten und Projekte des Vereins. So wird derzeit an einer Erneuerung der Interseite der HKKNOS gearbeitet, die insbesondere zeitgemäß und zweisprachig, bzw. künftig eventuell sogar dreisprachig (dt./pl./engl.) erscheinen soll. Vor allem die in letzter Zeit der HKKNOS beigetretenen jungen Mitglieder konnten mit zahlreichen Vorschlägen und Ideen die Diskussion zu diesem Thema bereichern. Es wurde der Vorschlag des Webmasters Christian Sarnes angenommen, mit dem System WordPress die Homepage in nächster Zeit neu aufzubauen. Weiterhin berichtete Prof. Wrobel über den aktuellen Stand der Planungen zur Jubiläumsfahrt „Von Krakau nach Neustadt/OS: Studienfahrt durch Kleinpolen und Oberschlesien“, die von 30.08. bis 06.09.2015 stattfinden wird. Obwohl der Großteil der Plätze hier bereits belegt ist, können ein paar Interessierte gerne noch aufgenommen werden. Zum Schluss stellte der erste Vorsitzende sein neues Buch „Geschichte der Dörfer Deutsch und Polnisch Müllmen“ vor, das er gemeinsam mit Pfarrer Wolfgang Globisch kürzlich publizierte, das jedoch inzwischen vollständig vergriffen ist. Eine verbesserte Neuauflage soll demnächst erfolgen.
Der zweite Vorsitzende, Andreas Smarzly, bat die Mitglieder, mit denen der Schriftverkehr noch per Post erfolgt, die aber bereits über eine E-Mail-Adresse verfügen, diese dem Vorstand mitzuteilen, um den künftigen Informationsaustausch zu erleichtern. Zudem berichtete er über die Vortragsreise nach Oberschlesien vom 15. bis 19. Juni 2014 (siehe Bericht im Historischen Rundbrief 01/2015). In diesem Zusammenhang stellte er hier sein Buch „Blaschewitz (Kreis Neustadt OS) – Geschichte eines oberschlesischen Dorfes“ vor, das als 8. Band im Rahmen der Landeskundlichen Schriftenreihe der HKKNOS im Jahre 2014 zweisprachig erschienen ist. Auch dieses Buch ist bis auf vereinzelte Restposten weitestgehend ausverkauft, eine Neuauflage ist hier nicht geplant. Andreas Smarzly berichtete zudem über private Digitalisierungsprojekte einiger Mitglieder der HKKNOS von wichtigen Quellen zur Geschichte des Kreises Neustadt. So entstanden kürzlich DVDs mit digitalisierten Ausgaben der Neustädter Heimatbriefe 1950-2014, des Oberglogauer Stadtblattes 1905-1939, der Oberglogauer Zeitung 1845/47 und der Neustädter Kreisblätter 1843-1938, die über die HKKNOS bezogen werden können. In diesem Zusammenhang präsentierte Sebastian König die erst kürzlich durch ihn fertiggestellte Digitalisierung der Neustädter Heimatbriefe 1950-2014 und die einfachen Auswertungsmöglichkeiten dieser wertvollen Quelle. König wies darauf hin, dass aufgrund der Vorgabe von Frau Lüddecke und des Rocco-Verlages, welche die Rechte an den Neustädter Heimatbriefen besitzen, eine Nutzung der Digitalisierung ausschließlich für wissenschaftliche Forschung durch Mitglieder der HKKNOS freigegeben ist.
Zu den laufenden Projekten berichtete Prof. Wrobel über den Stand zu den Arbeiten am gemeinsamen Werk der HKKNOS „Der Altkreis Oberglogau im Karolinischen Steuerkataster von 1722/26“. So sind inzwischen auch das Vorwort, die wissenschaftliche Einführung und die Geschichtliche Einführung fertiggestellt und ins Polnische übersetzt worden. Sofern die redaktionellen Arbeiten an den Transkriptionen der einzelnen Dörfer rechtzeitig fertig gestellt werden, können die Abgabe des Werkes an den Verlag und der darauffolgende Druck und die Veröffentlichung eventuell noch im Herbst dieses Jahres erfolgen. Zum Schluss berichtete Johannes Preisner über Fortschritte an seinem zweisprachigen Buch „Die Vertreibung der Deutschen aus dem Kreis Neustadt/OS“, das ebenfalls im Rahmen der Landeskundlichen Schriftenreihe der HKKNOS herausgegeben werden soll.
Die jährliche Kassenprüfung wurde auf Antrag der Schatzmeisterin Rosemarie Matulla, die längere Zeit krankheitsbedingt ausgefallen war, auf das nächste Jahr verlegt. Frau Matulla gab einen kurzen Bericht über den aktuellen finanziellen Stand des Vereins ab.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen wurde die Jahreshauptversammlung beendet und die Teilnehmer konnten in der Sonne den ersten warmen Frühlingstag des Jahres genießen.

Andreas Smarzly
www.hkknos.de

Veröffentlichung in:
NHB
Historischer Rundbrief HKKNOS
Schlesien Heute (gekürzt)
Northeimer Zeitung (gekürzt)
Tygodnik Prudnicki (übersetzt)
Zycie Glogowka (übersetzt)

Historischer Rundbrief Ausgabe 2015/1

Liebe Mitglieder und Freunde der Historischen Kommission,

nachdem wir mit 2014 ein erfolgreiches und zukunftsweisendes Jahr hinter uns bringen konnten, ist es jetzt Zeit zu feiern!
Die Historische Kommission wird nämlich 30 Jahre alt.
Deshalb lade ich Sie alle ganz herzlich zu unserer festlichen Jahreshauptversammlung am 7. und 8. März 2015 nach Northeim ein.
Dort erwartet Sie ein interessantes Programm.
Ebenso würden wir uns sehr freuen, Sie wieder auf unserer Studienfahrt begrüßen zu dürfen, die uns in diesem Jahr nach Kleinpolen und Oberschlesien führt.

Ralph Wrobel

Historischer Rundbrief (PDF-Datei)

Geschichte der Dörfer Deutsch und Polnisch Müllmen

DM-BuchIn Zusammenarbeit von Pfarrer Wolfgang Globisch (Oppeln) und Prof. Dr. Ralph M. Wrobel (Erfurt) ist die Chronik der Pfarrei Deutsch Müllmen, insbesondere der beiden Dörfer Deutsch und Polnisch Müllmen erschienen.

Auf etwa 500 Seiten beschreibt Pfarrer Globisch die Geschichte der Pfarrei umfassend in polnischer Sprache. Diese Geschichte ergänzt er um zahlreiche weitere Kapitel, z.B. die Lebensläufe der Pfarrer und Kapläne, die Geschichte der Schule in Deutsch Müllmen, Sitten und Gebräuche in der Pfarrei, den deutsch-polnischen Gegensatz und die ehem. polnische sowie heutige deutsche Minderheit.
Hinzu kommen historische Beschreibungen der Kirche, des Friedhofes, der Kapellen und Kreuze sowie Sagen und Märchen aus der Gemeinde. Auch gibt es extra Kapitel zur Geschichte der zur Gemeinde gehörigen Dörfer Polnisch Müllmen und Wilkau.

In seinem nur etwa 100 Seiten umfassenden deutschsprachigen Teil fokussiert Prof. Wrobel auf die Geschichte der beiden historisch eng miteinander verbundenen Dörfer Deutsch und Polnisch Müllmen. So schildert er die gemeinsame Geschichte der beiden Dörfer vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Dabei legt er besonderen Wert auf die Geschichte der herrschaftlichen Familie Strzela, welche beide Dörfer mehrere Jahrhunderte besaß und hier auch die Reformation einführte. Neben den bäuerlichen Verhältnissen kommen aber auch die Geschichte der Pfarrei und der Schulen, der Kulturkampf und die Abstimmungszeit nach dem ersten Weltkrieg sowie die heutigen Verhältnisse nicht zu kurz.

Das Buch kann bei
Prof. Dr. Ralph Wrobel
Martinskloster 13, 99084 Erfurt
für Euro 20,00 plus Porto bestellt werden.